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Auction: Old Master Paintings

07. July 2021, 2:00 pm

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Object

1083

Johann P. Leopold Axtmann

(Fulnek/Mähren 1700 - 1748 Prag)

„Horse in Levade“
c. 1730
oil on canvas
49.5 x 61 cm
partly illegibly signed on the lower right: P. Axtma(nn)

Provenance

formerly in the collection of the family Trauttmansdorff-Weinsberg;
private property, Austria

Estimate: € 10.000 - 20.000
Auction is closed.

Das Pferd in der habsburgischen Barockkunst:
4 Gemälde von Johann P. Leopold Axtmann – Schüler Johann Georg de Hamiltons (Lot 1083 bis 1086)

Johann Georg de Hamilton (1672-1737) stammte aus einer schottischen Familie, die in die Niederlande ausgewandert war. 1698 kam er mit seinem Bruder Philipp Ferdinand (1667-1750) nach Wien, wo er 1712 unter Karl VI. (1685-1740) zum kaiserlichen Kammermaler ernannt wurde. In seiner Werkstatt hatte er sich auf die Tier- und Stillebenmalerei konzentriert. Neben kaiserlichen Aufträgen, wie das Rösselzimmer in Schönbrunn, führte Johann Georg von Hamilton zahlreiche Porträts der edelsten Pferde für die Eliten des Adels aus, u.a. für die Familien Liechtenstein, Schwarzenberg und Trauttmansdorff.

Obgleich Hamiltons Name per se prägend für die Kunst der Pferdedarstellung weit über das Habsburgerreich hinaus wurde, ist über seinen – für einen Hofmaler üblichen – Werkstattbetrieb bis heute nur wenig bekannt. Umso bedeutender ist die Wiederentdeckung der vier Gemälde seines herausragendsten Schülers Johann P. Leopold Axtmann, welche durch dessen Signatur gesichert sind und aus einer herausragenden Provenienz stammen. Sie waren wohl Bestandteil einer für die Familie Trauttmansdorff-Weinsberg gefertigten, größeren Serie.
Johann P. Leopold Axtmann wurde im Jahre 1700 in Fulnek (Mähren) geboren. Er avancierte durch seine hervorragende Ausbildung bei Johann Georg de Hamilton zu einem der besten Tiermaler seiner Zeit. Noch im Jahre 1842 wurde über ihn berichtet: „Er war ein Schüler des berühmten Hamilton, welcher sein Talent zur herrlichsten Entfaltung brachte. Er starb 1748 in Prag. Graf Czernin (Anm.: Franz Joseph Reichsgraf Czernin von Chudenitz und Neuhaus, 1697-1733) war seiner Kunst ein besonderer Mäcen. Die größte Zahl seiner Bilder ist bei dem Adel in Prag zu finden. Naturwahrheit in der Zeichnung und im Colorit ist eine der erheblichsten Eigenschaften seiner Thierstücke.“ (Allgemeine Theaterzeitung 102, 29. April 1842, S. 451)

Pferde wurden seit jeher sowohl in der Landwirtschaft als auch dem Transportwesen wegen der Kombination ihrer Kraft und zugleich der Bereitschaft zur Kooperation mit dem Menschen hochgeschätzt. Davon, dass diese Partnerschaft nicht immer allen Schichten verfügbar war, zeugt historisch der weitläufige Gebrauch von Ochsenkarren, Maultieren oder Eseln. Ob als reines Fortbewegungsmittel, Vorteil in der Kriegsführung oder die Reitkunst als Bestandteil des privilegierten Bildungskanons, galt das Pferd als Statussymbol der gesellschaftlichen Geld- und Machtelite. So war auch in der bildenden Kunst das gemalte oder plastische Bildnis der edelsten Rösser als eine der höchst angesehenen Gattungen etabliert.
Dies veranlasste viele Adelsfamilien eigene Zuchten zu betreiben und der gekonnte Umgang mit Pferden wurde zum Qualifikationsprädikat. Auch die Trauttmansdorff-Weinsberg hatten mehrere Gestüte unterhalten und einige Familienmitglieder erwarben in der Pferdehaltung höchste Ämter, z.B. Fürst Johann Joseph von Trauttmansdorff-Weinsberg (1780-1834) als k.u.k. Oberstallmeister unter Kaiser Franz I. (1768-1835).

Die vier Gemälde zeigen prunkvoll gehalfterte, eingeflochtene und z.T. gesattelte Pferde umgeben von einer dem Barockgeschmack entsprechenden Parklandschaft mit antikisierenden Elementen – wie gemauerten Versatzstücken und Steingefäßen. Das ungesattelte isabellfarbene Pferd weist an der linken Kruppseite ein bekröntes Brandzeichen „T“ auf. Während eines der fuchsfarbenen Pferde in der „Piaffe“ gezeigt wird, sind die drei weiteren Pferde in der Figur der „Levade“ abgebildet – die anscheinend bewusst gezeigten, im Boden verankerten Stäbe demonstrieren bildlich die erforderliche ausdauernde Übung in der Pferdezucht bzw. deren Ausbildung. Sowohl die „Piaffe“, der trabartigen Bewegung auf der Stelle, als auch die „Levade“, bei welcher das sich um maximal 45 Grad hebende Pferd sein Gewicht auf die Hinterbeine verlagert, sind im Dressurreiten die im Barock kultivierten Figuren der „Hohen Schule“. Sie werden in der Spanischen Hofreitschule wiederum unterteilt in die „Schule auf der Erde“ (z.B. Piaffe) und die „Schule über der Erde“ (z.B. Levade).
Auch Johann Georg de Hamilton präsentierte seine Protagonisten mehrfach in diesen klassischen Dressurfiguren, beispielsweise in den um 1721 datierten Werken „Hengst in Levade“ und „Hengst in der Piaffe mit einem Bereiter“ (Kunsthistorisches Museum Wien, Inv. Nr. Wagenburg, Z 78 & Z 84).