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Sammlung Brunner

19.02.2024 / Ein Leben mit der Kunst

Werner Berg mit der Familie Brunner, 1977

Am Anfang der Sammlung Brunner stand ein Geschenk: Es handelte sich um zwei Zeichnungen, die Melitta Brunner ihrem Mann Alois Ende der 1950er Jahre zu Weihnachten überreichte. Die Beziehung zu dem Künstler, dem Jugendfreund Adolf Watzl, war der Vorbote für viele Begegnungen mit Kunstschaffenden. So entzündeten die Zeichnungen ein Interesse an der bildenden Kunst, das in einer über 40 Jahre andauernden, bedeutenden Sammelaktivität seinen Ausdruck fand.

Stand am Anfang noch der Erwerb von Grafik, wurde der Wunsch nach Originalen bald größer; woraufhin das Ehepaar dazu überging, Unikate zu kaufen. Dies geschah vorwiegend in den Ateliers der von ihnen geschätzten Künstler, der Austausch mit den Kreativen war und blieb ein wichtiger Bestandteil jeder Anschaffung. Den Fokus bildete die österreichische Kunst nach 1945: die Kunst der eigenen Generation im eigenen Land. Die Spannweite geht von Gemälden Werner Bergs aus den 1960er Jahren bis hin zu Werken Gunter Damischs aus der Mitte der 1990er Jahre. Die Kunstströmungen der Zeit sind anhand der Sammlung gut nachzuvollziehen – der Tachismus, repräsentiert durch Hans Staudacher, das Körperbewusstsein einer Maria Lassnig, der Aktionismus eines Hermann Nitsch, die Übermalungen eines Arnulf Rainer, die kräftigen, abstrakten Pinselstriche einer Martha Jungwirth, die Dynamik der 1980er in dem Werk Christian Attersees. Hubert Scheibl und Gunter Damisch stehen schließlich für die Generation der in den 1950er Jahren geborenen Kunstschaffenden, mit dicken Farbschichten und nur wenigen figurativen Andeutungen.

Alfred Hrdlicka im Haus der Familie Brunner, 1978

Ab Mitte der 1990er Jahre schränkte das Ehepaar seine Sammlertätigkeit zunehmend ein. Da man die Kunst nicht in ein Lager geben und sich lieber im eigenen Haus mit ihr umgeben wollte, wurde der Platz wohl trotz eines eigenen Galerie-Raumes im Obergeschoss irgendwann zu knapp. Das ist bei über 400 Werken kaum erstaunlich; Fotos des Interieurs des Hauses in Vöcklabruck belegen, wie dicht dieses mit Kunst bespielt war. Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen, Keramiken und kleinere Objekte nahmen jeden freien Winkel in Anspruch. Im Arrangement wurde das tiefe Interesse des Paares an der Kunst augenscheinlich. Davon legen auch zahlreiche Fotografien Zeugnis ab, auf denen Alois und Melitta Brunner mit von ihnen geschätzten Künstlern zu sehen sind.

Diese enge Beziehung zu vielen der Künstler führte dazu, dass das Ehepaar stark in die Tiefe sammelte; so wurden etwa zahlreiche Werke von Werner Berg, Gunter Damisch oder Adolf Frohner gekauft.

Adolf Frohner und Alois Brunner, 1988

In einer Kunstwelt, die bis in die 1980er Jahre noch stark männlich dominiert war, erwarben die Brunners ebenso die Top-Künstlerinnen ihrer Generation: Arbeiten von Martha Jungwirth, Maria Lassnig, Kiki Kogelnik, Johanna Kandl oder Maria Moser sind alle Teile der Sammlung. Die Keramiken wiederum stammen großteils von dem oberösterreichischen Künstler Franz Josef Altenburg, dem Urenkel von Kaiser Franz Joseph I., zahlreiche Skulpturen im Besitz des Paares von Alfred Hrdlicka.

Das Paar scheute sich stets davor, prominent als Sammler aufzutreten. Man verlieh zwar immer wieder Werke auf Anfrage, die Sammlung als solche bzw. Teile davon wurden jedoch nur einmal zu Lebzeiten ihrer Besitzer ausgestellt, und zwar 1998 in der Galerie Markt Bruckmühl in Bayern.

Alois Brunner starb 2018, seine Frau Melitta fünf Jahre später. Ihre mit Liebe und Kunstverständnis zusammengetragene Kollektion, ein Abbild der heimischen Kunst ihrer Zeit, kann noch einmal in ihrer Gesamtheit erlebt werden.

Text: Alexandra Markl
Abbildungsnachweis: Alle hier abgebildeten Fotos stammen aus dem privaten Fotoarchiv der Familie Brunner.