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Große Netsuke Sammlung unter dem Hammer

08.12.2020 / Aus einer Notwendigkeit geboren: Netsuke

Im Japan des 17. Jahrhunderts wurde aus der Not heraus ein handwerklich faszinierendes, die Sammlerherzen höherschlagendes Kunstobjekt geschaffen.

Der Kleidung damals fehlte es an Taschen, zum Transport der kleinen Alltagsgegenstände verwendete man daher sagemono, darunter fielen Stapeldosen, Ledertäschchen oder Geldbeutel. Diese mussten nun am obi, dem Gürtel, befestigt werden. Nämlich mit einem Knebel.

Netsuke Sammlung

Schlüsselt man das Wort Netsuke auf, nämlich in „ne“, was „Wurzel“ bedeutet, und „tsuke“, was für „hängen“ steht, lässt sich vermuten, dass es am Anfang vor allem Fundstücke waren, die als Knebel dienten. Fundstücke wie Wurzeln oder Knochen, in die dann 2 Löcher gebohrt wurden, durch die man die Schnur zog.

Vom 17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert wurde aus den Fundstücken regelrechte Kunstwerke, die visuell erfreuen, aber auch gerade durch ihre Haptik eine besondere Faszination auslösen. Eine der berühmtesten Sammlungen gehörte dem Verleger Albert Brockhaus, der den Netsuke eine ganze Publikation widmete: „Netsuke: Versuch einer Geschichte der japanischen Schnitzkunst“.

Netsuke Sammlung

Die Vielfältigkeit besticht

Diese Sammlerstücke erfreuen sich solcher Beliebtheit auch aufgrund ihrer Vielfältigkeit und qualitativ hochwertigen Materialien.

Katabori: Diese Netsuke sind vollrund und plastisch ausgeformt, auch an den Seiten, die beim Tragen gar nicht ersichtlich gewesen sind. Sie spiegeln die Natur- und Gesellschaftsbetrachtungen vom 17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert wieder.

Manju: Der Begriff ist dem gleichnamigen Reiskuchen entlehnt und bezeichnet die älteste Form der Netsuke. Diese sind rund und flach, ähneln einem Knopf, dessen Oberseite entweder mit Reliefs oder Motiven ausgearbeitet wurde.

Netsuke Sammlung

Kagemibuta: Pragmatisch wurde auch beim Tabakkonsum nach einer Lösung gesucht, wie man die Utensilien ohne Taschen an der Kleidung mit sich tragen konnte. Seit der Tabak im 17. Jahrhundert aus Portugal importiert wurde, erfreute er sich großer Beliebtheit in Japan und daher wurden entsprechende Netsuke entwickelt, die in ihrer Form teils den Manju ähneln, aber zusätzlich mit münzenähnlichen Metallplättchen in der Mitte ausgestattet wurden.

Ryusa: Äußerst selten und wertvoll sind diese Netsuke. In ihrer Form sind sie wieder den Manju ähnlich, doch bestechen sie durch ihre künstlerischen und mühevollen Schnitzarbeiten, die eine Durchbrechung des Materials erlauben.

Masken: Hier sind die Netsuke gemeint, die wie Masken geformt und ihren großen Vorbildern nachempfunden sind.

Okimono: Diese Netsuke entstanden wahrscheinlich, als der Bedarf nach den ursprünglichen Netsuke schwand. Dafür wurden ausgeformte, künstlerisch gestaltete und auch größere Netsuke, die in erster Linie Ziergegenstände darstellten, gestaltet.

Netsuke Sammlung

Schnitzarbeit: Materialien und deren Anforderungen

Holz ist ein dankbares Material und wurde wahrscheinlich am häufigsten verwendet. In Japan gibt es viele Holzarten, bevorzugt wurden allerdings das Buchsbaumholz und Kirschbaumholz. Netsuke aus Zypressenholz sind meist bemalen und das harte Ebenholz fand dann Verwendung, wenn besonders feine Schnitzarbeiten entstehen sollten.

Netsuke aus Elfenbein sieht man sehr oft. Das Elfenbein wurde aus Siam importiert und die Zähne in Stücke zerteilt. Teils entstanden dann die Netsuke aus den Zahnspitzen – das Design hatte sich hier also der Form des Ausgangsmaterials anzupassen. Auch andere Elfenbeinarten vom Pottwal oder dem Walross wurden gerne verwendet.

Weitere Materialien, aus denen die kleinen Figuren herausgearbeitet wurden, waren Eberzähne, Knochen, Korallen, Schildpatt, Keramik und Horn.