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„Gemalte Kostbarkeiten“ bei Francken und Brueghel

08.12.2020 / Alte Meister

Ein goldenes Zeitalter, in das Jan Brueghel der Ältere (1568-1625) und Frans Francken der Jüngere (1581-1642) geboren wurde. In Brüssel regierten der Mäzen Albrecht VII. von Habsburg und dessen Frau Isabella, große Förderer der Kunst, die auch beide Künstler an ihren Hof luden. Im Kinsky sind wir nun besonders stolz, Ihnen Werke beider Künstler präsentieren zu dürfen. Doch sind auch die Namen bestechend, so lässt ein anderer Umstand interessiert aufhorchen, denn beide Werke nennen Kupfertafeln ihren Bildträger.

Interview Kareen Schmid

Kupfer als Untergrund für Malerei, wie kam es dazu?

Kareen Schmid: Die Kupfertafel als Malgrund entwickelte sich seit dem 15. Jahrhundert zeitgleich mit dem Kupferstich der italienischen Spätrenaissance. Obwohl Kupfer sich als Bildträger erst um 1600 über die Alpen nach Norden ausbreitete, wurde Antwerpen sehr schnell das Zentrum für die Herstellung dieser Platten. Es waren auch flämische Meister, die diese Malerei perfektionierten – unter anderem Jan Brueghel der Ältere und Frans Francken der Jüngere.

Gemälde auf Kupfertafeln gelten als „gemalte Kostbarkeiten“. Was aber macht den Reiz dieser Malerei aus, wodurch zeichnet sie sich aus?

KS: Zunächst muss man den Umgang mit diesem Material kennen, um die Besonderheit zu verstehen. Meist sind die Bearbeitungsspuren auf der Rückseite der Platte gut zu sehen. Zunächst wurde diese nämlich gewalzt und gehämmert, danach in verschiedenen Stufen poliert, bis sie fertig war. Doch damit konnte die Ölfarbe nicht einfach aufgetragen werden. Es bedurfte einer speziellen Grundierung. Ein überliefertes Rezept enthält Leinöl, Bleiweiß und Knoblauch – weil dieser für Klebrigkeit sorgte. Aber auch Grundierungen aus Zinn, Silber und Gold sind möglich.

Interview Kareen Schmid

Dieser Prozess klingt aufwändig, warum nahmen es Künstler dennoch mit diesem Material auf?

KS: Weil das Ergebnis überzeugte. Hatten die Künstler darauf geachtet, dass die Farbschichten komplett durchtrocknen konnten, wurde eine Frühschwundbildung vermieden. Das Material ist stabil, kaum abhängig von Luftfeuchtigkeit oder Temperatur und der Bildträger bewegt sich wenig. Dadurch weisen diese Werke meist außerordentlich gute Erhaltungszustände auf. Hinzu kommt, dass die Qualität ausgezeichnet ist. Denn die glatte Oberfläche machte es möglich, sehr klein und detailliert zu malen, feinste Lasuren aufzutragen und sehr differenziert beim Farbauftrag zu arbeiten. Außerdem scheinen die Farben auf Kupfertafeln stets aus sich selbst heraus zu leuchten. Es ist die Virtuosität und Qualität, die hier faszinieren.

 

Interview Kareen Schmid

Die Malweise beider Künstler, Jan Brueghel der Ältere und Frans Francken der Jüngere, könnte bei einem Vergleich sicherlich Seiten füllen, doch bleiben wir noch bei der Kupfertafel: Beide Werke sind auf Kupfertafeln gemalt, kann man Erkenntnisse bereits aus dem Bildträger ziehen?

KS: Allerdings! Betrachtet man die beiden Rückseiten, darf man sich auf eine erfreuliche Überraschung einstellen. Denn wir haben hier den Glücksfall, dass beide Kupfertafeln von Pieter Stas (1565-nach 1616), einem namentlich bekannten und identifizierten Kupfertafelhersteller aus Antwerpen, stammen und dazu noch eine sehr exakte Datierung ermöglichen. Beide wurden mit Schlagmarken von Pieter Stas gekennzeichnet. Allerdings sind diese unterschiedlich. Das hat den Grund, dass man nachweisen kann, dass Stas bis 1606 die Marke, die wir bei Francken vorfinden, in Verwendung hatte, während er ab 1607 eine neue an seinen Tafeln anbrachte. Bei Brueghel haben wir das zusätzliche Glück, dass das Jahr 1607 ebenfalls auf der Rückseite festgehalten wurde. Doch auch Franckens Werk lässt sich um das Jahr 1606 sehr klar datieren, denn hochwertige Kupfertafeln, wie wir sie hier vorliegen haben, wurden zeitnah verarbeitet. Dazu kommt die stilistische und historisch passende Einordnung in dieses Jahr.

Interview Kareen Schmid

Francken und Brueghel sind für ihre innovativen Bildfindungen berühmt. Wenn man Fotos der Werke ansieht, würde man glauben, die Abbildung einer riesigen Leinwand vor sich zu haben, denn man findet so viele detailliert dargestellte Figuren und Szenen darauf. Diese Darstellung ist dem Kupfer geschuldet, das diese detaillierte Malweise erlaubt. Gehört dieser Detailreichtum dazu, warum Alte Meister nach wie vor faszinierend sein können?

KS: Sicherlich. Aber Alte Meister können durch noch viel mehr bestechen. Sie sind von außerordentlicher Qualität und von einer Schaffenskraft beseelt, die den Blick fesseln. Die Themen waren damals aktuell, sind es aber auch heute noch. Mit einem Alten Meister holt man sich Geschichte und Kontext nach Hause, aber auch Gesprächsstoff. Diese Motive verarbeiten Geschehnisse und Gedanken der Zeit, aus der der Künstler stammte – so ist es auch mit den zeitgenössischen Malern. Kunst geschieht im Kontext, das heißt aber nicht, dass sie dann ihre Aktualität verliert. Im Gegenteil, der geschichtliche Kontext und unser davon entrückter Standpunkt eröffnen weitere Bedeutungsebenen!

Was wäre also ein Grund, Alte Meister zu kaufen?

KS: Man kauft mit Alten Meistern Qualität und Geschichte. Aber viel wichtiger ist, dass man eine Leidenschaft für das Objekt entdeckt und mit dieser Leidenschaft für das Werk bietet.