Auktionshaus

Arnulf Rainer: Kaltnadelradierungen

02.04.2021 / Interview mit Timea Pinter

Die zur Auktion kommenden Arbeiten stammen aus den 60-er, den 70-er oder den 90-er Jahren.  Kommen eigentlich alle aus derselben Verkaufsquelle?

TP: Ja, Die Arbeiten stammen aus einer großen Sammlung. Bereits bei der Auktion im letzten Dezember konnten wir Grafiken aus derselben Sammlung sehr erfolgreich verkaufen.

Wie wichtig ist Rainer die Technik der Kaltnadelradierung?

Seit den 50er Jahren ist diese ein wesentlicher Bestandteil seines Werkes, weil sie sich perfekt eignet, um auch in der Druckgrafik die unterschiedlichen Stadien der Verdunkelung und Verdichtung zu zeigen.

1959 hat Rainer eine große Anzahl an Zinkplatten erworben und begonnen, sie zu bearbeiten.

Verwendet er diese Zinkplatten öfter?

Ja! Sobald eine Auflage gedruckt wurde, bearbeitet er die bereits geritzten Platten immer wieder, bis hin zur kompletten Verdunkelung. Er wechselt auch gerne die Ausrichtung der Platte, übermalt seine Signatur oder streicht Titel.

In der Mappe „Überdeckungen“ (Lot 630-635) hat er dann die ersten, ausgewählten Arbeiten präsentiert. Dabei hat er gegenständliche Motive bis zur Unkenntlichkeit verhüllt; nur noch die Titel lassen die ursprüngliche Darstellung erahnen.

Zwei Jahre später wird die Mappe „Haute Coiffure“ (Lot 618-629) mit 10 Blättern aufgelegt.

Woran liegt es, dass diese Arbeiten eigentlich sofort als „Rainer“ identifiziert werden können?

Auf diese Zinkplatten ätzte Rainer eben selbst – und dadurch sieht man seine Arbeitsweise sehr genau.

Die Technik der Kaltnadelradierung eignet sich perfekt, um auch in der Druckgraphik die unterschiedlichen Stadien des Heranwachsens zu zeigen. Rainer wandte sich von der Lithografie anfangs ab, um mithilfe der Kaltnadelgravur die für ihn so relevanten Schattierungen und Differenzierungen im Strich zu verdeutlichen. Jede Linie, jede Nuance, die Intensität des Striches bleibt spürbar. Das macht den hohen Wiederkennungswert aus!

Ist es eine gute Idee, mit so einer Radierung in Rainers Werk einzusteigen?

Es ist die perfekte Gelegenheit, einen Rainer zu kaufen.

Es handelt sich definitiv um qualitativ sehr hochwertige Arbeiten, die sich gleichwertig in Rainers Gesamtwerk einfügen und dort einen wichtigen Platz einnehmen!

Es sind teils frühe Arbeiten, mit sehr attraktiven Preisen: Bei manchen Lots liegt der Ausrufpreis bereits bei 800 Euro.

Gibt es einen persönlichen „Liebling“?

Ich mag zum Beispiel die Arbeiten aus der „Überdeckungen“ Mappe aus 1961.  Da gibt es etwa das Lot 635 mit dem Titel „T.“ – darunter war die Darstellung einer Blume, die Rainer übermalt hat, zu sehen.

Genauso könnte es sich bei Lot 621 mit dem Titel „Busenmonument“ aus der Mappe „Haute Coiffure“ von 1963 um eine Übermalung handeln, hinter der sich ein Busen versteckt.

Und auch wenn wir die Blätter in der Auktion einzeln verkaufen - Man kann als Sammler natürlich alle erwerben, um sie wieder in einer Mappe zusammenzuführen!

(Alexandra Markl)