Auktionshaus

Nachverkauf: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

5001

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Wie eine Landschaft, wie abgebrannt“
1963
Bleistift und Eitempera auf Leinwand; gerahmt
50 x 115 cm
Signiert und datiert rechts unten: Weiler 63

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Limit: € 62.000 +Aufgeld +ggf. Folgerecht
Bei Geboten zum Limit fällt dieselbe Gebühr wie bei der Auktion an und ein Zuschlag kann sofort nach Bearbeitung erfolgen.Schätzpreis: € 50.000 - 100.000

Gebot abgeben

„Mein Werk ist ein geistiges“ sagte der Künstler Max Weiler 1972. Damit ist Weilers Herangehensweise auf den Punkt gebracht, denn die einzigartigen Landschaftsbilder, die Weiler schuf, sind die von ihm vergeistigte Natur. Aus der Erinnerung, subjektiv betrachtet und emotional verwandelt, brachte der Künstler seine landschaftlichen Empfindungen auf die Leinwand. Er nahm die Natur wahr, in sich auf, verinnerlichte sie, fühlte sie und übersetze sie dann in seine eigene künstlerische Form auf die Leinwand. Seine Landschaften sind gekennzeichnet von einer spürbaren Behutsamkeit gegenüber der Natur, einem tiefen Respekt und dem Bedürfnis, an der Natur teilhaben zu wollen, statt sie zu beherrschen. Seine Bilder sprechen eine ganz eigene, unverkennbare Sprache und er fand zu einer einzigartigen Form des Ausdrucks. Berge, Bäume, Wolkenstimmungen wirken dabei nie konstruiert, sondern ergeben sich ganz von selbst aus Formen, Flächen und den Farben auf dem Bildträger. In seinen Kompositionen gibt es keine Perspektiven, kaum Nah- und Fernsichten, keine Schatten und das Licht erfüllt die Formen gleichermaßen.

Das vorliegende Gemälde ist Teil einer umfänglichen Werkserie, die den Überbegriff „Wie eine Landschaft“ trägt. Jedes der Werke hat diesen Titel mit einer zusätzlichen, beschreibenden Ergänzung, hier: „wie abgebrannt“. Die am Bild dargestellte empfundene Gegend zeigt am unteren Bildrand den Schwerpunkt der Komposition, wo vermutlich die rohe, abgebrannte Erde dargestellt ist. Das dunkle, satte Braun hat Weiler teils deckend und dicht und nach oben hin lasierend aufgetragen. Der untere Bildrand jedoch wurde ausgespart, was der Komposition eine gewisse Schwerelosigkeit verleiht. Vom rechten Bildrand ragt eine pflanzenähnliche Form in feinen grünen Nuancen herein. Die restliche Bildfläche ist erfüllt von himmelähnlichen Farbflächen. Es entsteht eine gewisse Spannung zwischen dem grünen Gebilde und der braunen Farbfläche, die aber durch den mit bewegten Pinselstrichen gemalten, lichten Bildgrund wieder Entlastung erfährt. Weilers Intention war es, im vorliegenden Werk Atmosphärisches zu schaffen und dies ist ihm meisterlich gelungen.

Mit seinem unverkennbaren Blick auf das Geistige in der Natur entwickelte sich Weiler zu einem der herausragendsten Künstler des 20. Jahrhunderts in Österreich. Auf dem Kunstmarkt ist das große Interesse an seinen Werken seit Jahrzehnten ungebrochen.

(Sophie Höfer)