Auktionshaus

Auktion: Jugendstil & Design

18. Juni 2024, 17:30 Uhr

2545

Adolf Beckert (Dekor)

(Leipa 1884 - 1929 Leipa)

und

Franz Hofstötter (Form)

(München 1871 - 1958 München)

und

Johann Lötz Witwe

„Vase“
Klostermühle, 1909 Form: 1906 Dekor: Ausführung 87 von 1908
farbloses Glas, vertikale eingeschmolzene lachsrosane Steifen, grüne und blaue Glasaufschmelzungen, rot überfangen, in mehreren Arbeitsgängen geätzt, teilweise nachgeschnitten; seitlich hochgeätzte Signatur "Loetz"
H. 41 cm

Ausstellung

Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe, ÖMKI, Wien 1909/10, Kat Nr. 1112

Literatur

Ricke, Ploil, u. A.: Lötz, 2003, S. 214 (Dekor); Ricke, Ploil, u.A.: Lötz. Musterschnitte, 1989, S. 163 (Form); Lötz. Werkmonographie, 1989, S. 252

Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Meistbot: € 25.000
Auktion ist beendet.

Adolf Beckert wurde 1884 in der heutigen tschechischen Republik geboren, besuchte zunächst die Glasfachschule in Haida, dann die Kunstgewerbeschule in Prag und hernach die von Hermann Obrist und Wilhelm von Debschitz geleitete progressive Debschitz-Schule in München. Schon in dieser Schulzeit entwarf er Vasen mit geätzten Oberflächen und abstrakten Dekoren. Irgendwann zwischen Herbst 1906 und Anfang 1908 hat Beckert bei Lötz zu arbeiten begonnen, etwa indem er von ihm in seiner Schulzeit entworfene Dekore auf bereits vorhandene Vasenformen appliziert hat. Da Beckert die Glasverarbeitung von Grund auf gelernt hatte, war diese Aufgabe für ihn leicht zu bewältigen. 1909 wurde Adolf Beckert sogar die künstlerische Leitung der Firma Johann Lötz‘ Witwe übertragen, offensichtlich wollten die Eigentümer der Glashütte dadurch die wirtschaftliche Abwärtsentwicklung, die das Unternehmen seit 1904 genommen hat, aufhalten.
Beckert hat in der Zeit seiner Beschäftigung bei Lötz – die im Sommer 1911 geendet hat – zumindest 160 Vasenformen und etwa 45 Dekore entworfen. Ab Anfang 1909 trat er mit seinen Entwürfen für Lötz an die Öffentlichkeit: Seine Arbeiten wurden in zahlreichen musealen Kunstgewerbeausstellungen präsentiert und auf Messen gezeigt. Die Glashütte Lötz unterschied dabei zwischen „Originalarbeit Adolf Beckert“, das waren Vasen, die der Künstler nicht nur entworfen, sondern auch weitgehend eigenhändig ausgeführt hat, und „Entwurf Adolf Beckert“.
Zu der zweiten dieser Kategorien zählt unsere Vase, deren Dekor die firmeninterne Kurz-Bezeichnung „Ausführung 87“ gelautet hat. Die vollständige Dekorbezeichnung hieß: „Kristallglas mit blauem, hell- und dunkelgrünem Glas umsponnen und geätzt, mit verstreuten rothen Blüten“.
Ein Exemplar dieser Vase ist 1909 in der von dem österreichischen Museum für Kunst und Industrie (heute MAK) veranstalteten Kunstgewerbeausstellung als glastechnische und künstlerische (Meister)Leistung präsentiert worden.
Lötz-Vasen nach Entwürfen Adolf Beckerts sind generell selten; sie waren kaufmännisch kein Erfolg, weil ihre Herstellung zeitaufwändig und teuer gewesen ist. Von der von uns angebotenen Vase sind daher nur drei Exemplare bekannt, eines in einem deutschen Museum. (EP)