Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2024, 14:00 Uhr

3006

Girolamo da Santacroce zugeschrieben

(Santa Croce um 1485 - 1556 Venedig)

„Madonna mit den Heiligen Hieronymus und Franziskus“
Öl auf Holz; gerahmt
49 x 67,5 cm

Provenienz

Sammlung Ludwig „Louis“ Wittgenstein (1845–1925), von diesem um 1920 erworben;
im Erbgang an den derzeitigen Besitzer;
österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Meistbot: € 11.000
Auktion ist beendet.

Die Darstellung der Jungfrau Maria mit Kind umgeben von Heiligen in einem gemeinsamen Bildraum als sogenannte „Sacra Conversazione“ entwickelte sich in der italienischen Renaissancemalerei etwa ab der Mitte des 15. Jahrhunderts als Gegensatz zu den starr hierarchischen Triptychon- oder Polyptychonformaten früherer Epochen, in welchem jeder Figur eine eigene Tafel zugeordnet wurde.
Die Jungfrau mit Kind als Zentrum ist sitzend vor einer südlichen Landschaft dargestellt, das Christuskind auf einem Kissen auf ihrem Schoß haltend. Besondere Intimität verleiht der Szene die Wiedergabe als stillende Mutter, zärtlich hält sie dabei das Köpfchen des kleinen Christus.
Auf der linken Bildseite steht Hieronymus als Eremit, mit seiner rechten Hand umschließt der bärtige Heilige fest einen Stein, jenes Attribut, mit dem er als Büßer bereit ist, sich an die Brust zu schlagen. Zur anderen Seite Madonnas ist der Heilige Franziskus dargestellt, in graubrauner Kutte mit Tonsur und das auf die Ordensgründung hinweisende Buch im Arm haltend. Seine linke Hand hält er erhoben, das erkennbare Stigma in der Handfläche in Richtung des kleinen Jesus weisend, welchen er mit ernstem, beinahe sorgenvollem Blick betrachtet: die Vorausdeutung der kommenden Passion Christi. Daneben kann der unfokussiert in die Ferne gerichtete Blick der Madonna als Ausdruck der Hinnahme des unabwendbaren Schicksals ihres Sohnes erkannt werden. So birgt die auf den ersten Blick simple Komposition bei näherem Betrachten eine reichhaltige Symbolik – ein „heiliger Dialog“ weniger zwischen den dargestellten Protagonisten als viel mehr mit dem Betrachter selbst.
Girolamo da Santacroce, auch Girolamo Galizzi genannt, beschäftigte sich mehrfach mit dem Thema und stellte die Madonna umgeben von unterschiedlichen Heiligen dar. In etwas kleinerem Format, aber mit dem ähnlich in die Ferne schweifenden Blick der Madonna etwa in der „Madonna mit den Heiligen Rochus und Sebastian“ in der Galleria Nazionali Barberini Corsini, Rom (Inv.-Nr. 1333).