Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

25. März 2014, 17:00 Uhr

0280

Johannes Zechner*

(Klagenfurt 1953)

„Triptychon - Mutter rinnt“
1990
Öl auf Leinwand
105 × 198 cm
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: J. Zechner Aug. 1990 Wien "Mutter rinnt" Triptychon

Schätzpreis: € 6.000 - 10.000
Ergebnis: € 10.560 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ausgewählt von Peter Baum

Die Komposition ist auf raffinierte Weise einfach, formal reduziert auf geometrische Grundformen. Diese werden durch farbige, graphisch bestimmte Einschreibungen aufgelockert und in leichte, kaum merkbare Vibration versetzt. Monochrome Flächen, Rhythmen und Reihen, eine mit Kontur gezeichnete Melonenscheibe und eine große rote zipfelähnliche Form im grünen Feld rechts, die aussieht wie das abgeschlagene Stück einer Sichel, sind die nur scheinbar ohne Zusammenhang aufeinander bezogenen Bestandteile der deutlich bestimmten, sensibel geschachtelten, zwei Meter breiten Komposition von Johanes Zechner.
Der 1953 in Klagenfurt geborene Maler mit großem internationalen Aktionsradius studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, reiste viel und dann zumeist für längere Jahre ins Ausland und konnte neben dem an ihn 1987 verliehenen Anton-Faistauer-Preis des Landes Salzburg zahlreiche weitere Kunstpreise und Stipendien seinem höchst umtriebigen Kunst- und Wanderkonto gutschreiben.
Um 1980 noch der Neuen Malerei in Österreich zugerechnet, sprengte Zechner bereits kurz darauf derartige stilistische Abgrenzungen und Etikettierungen zugunsten einer auf stete Regeneration bedachten, vielseitigen, immer sehr persönlich ausgerichteten und ohne Zwang auskommende Ausdrucksweise.
Es sind deutlich mehr als ein Dutzend Werkabschnitte, die seine Vita verzeichnet, und sie sind alle durch Länder, Städte und Leute inspiriert, in denen sich der gerne ins Volk eintauchende Künstler aufgehalten hat: Köln, Berlin, London, Prag und Hamburg, aber auch – auf längeren Reisen- Irland, Israel, Indien, die USA, Ghana, Griechenland und der Balkan.
Zu Gedichten von Friederike Mayröcker, die heuer ihren 90. Geburtstag feiert, schuf Zechner über 50 Bildtafeln und entwickelte darin neben seinen Kofferarbeiten, Gefäßsätzen, Netzbildern und dem mit Johannes Gachnang gemeinsam gestalteten Fahnenzyklus abermals für ihn typische Beziehungsmuster von Schrift und Bild.
Die hier vorgestellte, ausgewogene, große Komposition aus einer zum Teil aufgelassenen Privatsammlung österreichischer Gegenwartskunst, gibt in der Sprache bildnerischen Selbstverständnisses Anlass zur Freude und Entspannung. Nicht Inhalte, ideologische Konflikte und andere außerkünstlerische Absichten bestimmen ein nahezu mit Unschuld gemaltes Bild dieser Art, sondern der frische Klang und die burschikose, vielfältig aufeinander bezogene Nachbarschaft flächiger Bildelemente, die als einfacher, nahezu naiver und dennoch die Geschichte der Malerei des 20. Jahrhunderts komplex widerspiegelnder Klangteppich kaum auszuloten sind.
P e t e r B a u m