Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

25. März 2014, 17:00 Uhr

0234

Deborah Sengl*

(Wien 1974)

„Maiaufmarsch Menschen mit Ameisenköpfen und Fahnen“
2005
Öl auf Leinwand
120 × 150 cm
Signiert und datiert links unten: Deborah Sengl, 2005.

Aktuell: Museumsausstellung Deborah Sengls im ESSL Museum bis 25.05.2014

Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Ergebnis: € 7.920 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In der Weihnachtsauktion zeitgenössischer Kunst am 1. Dezember 2009 war die Wiener Malerin Deborah Sengl mit einem kleineren Gemälde vertreten. Das Bild blieb damals ohne Zuschlag, die Zeit seither bescherte allerdings der konsequent und unverkennbar eigenständig arbeitenden Künstlerin Erfolg um Erfolg, und das keineswegs auf Österreich beschränkt.

Die Position der Außenseiterin, die Deborah Sengl bezieht und in aufrüttelnder Balance von
Idee und künstlerischer Ausführung über das Tafelbild hinaus bis zur erweiterten Plastik und
Ensemblekunst hin entwickelt, bestätigt ihre künstlerische Durchschlagskraft soeben in einer medial viel beachteten, von der Kunstkritik engagiert besprochenen Ausstellung im Museum Essl in Klosterneuburg. Die bis 25. Mai anberaumte Schau im Sinne eines großen, mit einem Heer präparierter weißer Ratten akribisch inszenierten Ambientes zu dem 1922 fertig gestellten Kriegsdrama „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus, hinterlässt in ihrer Drastik, Anklage, Doppelbödigkeit und morbiden Komik ambivalente Gefühle.

Mensch-Tier-Beziehungen und die daraus resultierenden, wechselnden Rollenspiele sind seit je her ein großes Thema der Kunstgeschichte. Sich daran zu messen verlangt Mut und bildnerische Fähigkeiten, die sich Deborah Sengl ausgehend von Zeichnung und Malerei über die Plastik im Sinne einzelner Figuren und kleinerer Ensembles bis hin zur großen Rauminstallation theatralischen Charakters mit spezifischem Einfühlungsvermögen und starker Hand angeeignet hat.

Auslöser und Anstöße ihrer bildnerischen Arbeit sind Verhaltensstudien, Überlieferungen, Rituale, Märchen und Sagen, vor allem aber eigene Beobachtungen und Schlussfolgerungen, denen man schon in den anfänglichen „Enttarnungen“ der Künstlerin und ausgebildeten Biologin begegnete.

Sengels scharfer Blick, der ihr eigene, sarkastische Mummenschanz und die sichere „Pranke“ einer formal brillanten Komposition bestimmen auch unser großes Bild zum 1. Mai. Es in Analogien oder sonst wie inhaltlich zu analysieren und sich dabei vor Ärger vielleicht einen roten Kopf zu holen, steht jedermann und jeder Frau frei, an der formalen Ordnung und der von Blau und Rot dominierten Farbgebung einer technisch brillanten Malerei ist hingegen nicht zu rütteln. Die aus Reduktion gewonnene Spannung des einprägsamen Bildes mit plakativem Touch hebt es deutlich über den, nicht zu eng gemeinten, konkreten Anlassfall
hinaus.

P e t e r B a u m