Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

25. März 2014, 17:00 Uhr

0213

Alfons Schilling*

(Basel 1934 - 2013 Wien)

„Autobinäres Raumbild“
1990
Öl auf Hartfaserplatte
140 × 100 cm
Signiert und datiert rückseitig: Schilling 92
Prismenmonokel liegt bei.

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

In der österreichischen Kunst nach 1945 nimmt Alfons Schilling eine singuläre Position ein. 1934 in Basel geboren, kam er 1956 nach Wien, um an der Akademie für angewandte Kunst zu studieren. 1961 übersiedelte er nach Paris. Dort entwickelte er die radikale Idee der motorisierten Rotationsbilder, die als künstlerische Pionierleistung hervorzuheben sind. Fasziniert von den Aspekten der Bewegung, des Raumes und der Zeit sowie den vielfältigen Möglichkeiten des Sehens experimentierte er damals mit an der Wand befestigten, rotierenden, kreisförmigen Bildflächen. Bis zu zwei Meter große Holzscheiben wurden mit Leinwand bespannt und von Elektromotoren angetrieben, während der Künstler die Farbe auf den sich rasant drehenden Bildträger schüttete und schleuderte.
Seit den 1960er Jahren galt sein primäres künstlerisches Interesse der Wahrnehmung und den Darstellungsmöglichkeiten von Bewegung und Raum im Bild. In seinem späteren Schaffen wurde die Frage der Wahrnehmung und der Mechanik des Auges zu seinem zentralen Thema. Er beschäftigte sich mit Hologrammen und Linsenrasterfotografie. Daneben experimentierte er mit „Sehmaschinen“ - so bezeichnete er seine Apparate, mit denen er die Wahrnehmung des Raumes optisch manipulierte. In Bildern wie dem hier präsentierten „Autobinäres Raumbild" fokussierte er den Inhalt seiner Arbeit auf das dreidimensionale Sehen. Schillings Raumbilder entfalten ihre Tiefe erst durch ein Prismenmonokel, das der Betrachter vor eines seiner beiden Augen hält. Ohne die Verwendung des Monokels ist das Bild, wie Schilling es formulierte, „nur ein Schatten seiner selbst".
Schilling lebte lange in New York und kehrte erst in den achtziger Jahren nach Wien zurück, wo er über mehrere Jahre eine Gastprofessur an der Universität für angewandte Kunst hatte. Er verstarb am 13. Juni 2013. (CMG)