Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0560

Rudolf Wacker

(Bregenz 1893 - 1939 Bregenz)

„Varieté Sonderschau“
um 1923
Öl auf Leinen auf Hartfaser
41,8 × 53,2 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Rudolf Wacker und Zeitgenossen. Expressionismus und Neue Sachlichkeit, Ausstellungskatalog Bregenzer Kunstverein, Kunsthaus Bregenz 1993, Nr. 93, Abb. S. 92; Kunsthaus Bregenz, Rudolf Wacker-Archiv Nr. 122

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 102.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

"In Berlin hat Wacker des öfteren auf dem Jahrmarkt die Schaubuden gezeichnet (…). Auf dem Bild 'Sonderschau', um 1923, schilderte Wacker eine dieser Schaubuden, auf der ein Marktschreier seine Attraktionen - 'Moto-Homo der Lebende Tote' und einen Schwertschlucker - mit einem Sprechtrichter lauthals anpreist. (…) Das Hineinnehmen von Texten ins Bild und die Verwendung der Typographie sind typische Elemente der Kunst der 20er Jahre und finden sich auch auf den Landschafts- und Städtebildern seiner Zeitgenossen. Die Bühnen-Situation dieser Schaubuden, mit den vor dem Hintergund isolierten, den Blicken schonungslos ausgesetzten, kleinen menschlichen Figuren benützte Wacker später in ähnlicher Form für seine Stilleben, auf denen Puppen die Plätze von Menschen einnehmen. Als Kriegsgefangener war er sich, bei den selten erlaubten Ausgängen in die nahe gelegene Stadt Tomsk oft selbst wie ein 'exotisches Tier', den neugierigen Gaffern zum Schauspiel, vorgekommen. 'Wir werden vom Publikum schon als zum Straßenbild gehörig begriffen, - wie zum Schauspiel für sie hergekommen sehen uns die Leute an - wir bleiben fremd und sie ohne Frage nach unserm Innenleben. Die Ahnung eines solchen Zustandes hatte ich früher zuweilen beim Anblick von Menagerietieren oder Artisten.' (Rudolf Wacker, Tagebucheintrag, 24. 4. 1917) (…) Die Berliner Nachtlokale waren in den 20er Jahren weithin berühmt für ihre Kabaretts und Aufführungen. Wacker hatte in der Kriegsgefangenschaft Theaterkulissen für das Tomsker Theater angefertigt. Obwohl er diese angewandte Arbeit verabscheute, genoss er doch die Atmosphäre des Theaterbetriebs. In Berlin stürzte er sich nach den Entbehrungen der Kriegs- und Gefangenschaftsjahre voller Begeisterung in das Nachtleben." (Sagmeister, in: Rudolf Wacker und Zeitgenossen, Bregenz 1993, S. 91.f.)