Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0586

Robert Kohl*

(Wien 1891 - 1943 KZ Auschwitz)

„Stillleben“
um 1930
Öl auf Leinwand
95 × 76 cm
Signiert links unten: Kohl

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 19.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Von hellem Tageslicht geflutet leuchten Gegenstände eines Zimmers und eines Ausblicks in kraftvollen, aber auch in zart nuancierten Farben auf: Eine Orange als komplementäres Element zum Blau der Konturen, das Grün der Klivie im Blumentopf als Ergänzung der roten Akzente, ihre violetten Wurzeln als Gegengewicht zur sommertrockenen gelben Erde im Garten. Die blauen Schatten kontrastieren kühlend mit den warmen Tönen des Zimmers. Das Stillleben wird durch ein Spiegelbild im Fensterglas um eine weitere, zeitliche und visionäre Dimension ergänzt, zeigt sich darin doch die Pflanze in nächtliches Dunkel getaucht. Der diagonal geführte Fenstersims teilt den Bildraum in eine innere und äußere Welt, während das Anschneiden der Dinge der Ansicht eine alltägliche Zufälligkeit verleiht. Die Stimmung des Kontemplativen, die dem Stillleben an sich zu eigen ist, erhält durch das perspektivische Spiel und die Farbbrillanz Anregung und Hintergründigkeit.

Das Stillleben war auch in Wien ein wichtiges malerisches Genre der Zwischenkriegszeit. Als Mitglied des Hagenbundes arbeitete Robert Kohl im künstlerischen Einklang mit Kollegen wie Robin Christian Andersen, die ebenfalls das Stillleben als Vermittler ihrer stilisierenden, flächigen Malweise in allen seinen Möglichkeiten auskosteten. Die Farbigkeit spielte eine Hauptrolle, nicht zuletzt war es Paul Cézanne, der dieser Zeit noch immer als Vorbild galt. Sein Entwickeln eines Bildes aus Farbbeziehungen wurde auch für die österreichischen Maler, die nach Erneuerung suchten, zum Postulat. Robert Kohl gelingt in diesem Stillleben mit Orange ein Umsetzen und Fortführen der Erkenntnisse Cézannes aus den Erfahrungen der Wiener Secession und seines aktiven Umfeldes im Hagenbund.
Robert Kohl emigrierte 1938 nach Paris, die nachgesandten Kisten mit Ausstellungsgut wurden zerstört. Die raren erhaltenen Gemälde und Graphiken des Malers befinden sich unter anderem im Wien Museum und in der Albertina in Wien. (Claudia Lehner-Jobst)