Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

27. November 2013, 17:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0201

Heiliger Papst & Heiliger Mönch

„Heiliger Papst & Heiliger Mönch“
Meister von Heiligenblut, Brixen, um 1520
Lindenholz, im Dreiviertelrelief gearbeitet, originale Fassung und Vergoldung; Darstellung von zwei knieenden Männern (ein Papst mit Tiara und Vespermantel sowie ein Mönch in Mönchskutte mit Kapuze), die Hände zum Gebet gefaltet und den Blick leicht nach oben gerichtet; rückseitig alte Museumsinventarnummer; Rasensockel etwas reduziert
H. 41,5 cm; B. 36,5 cm

Provenienz

MAK Wien, Inv.-Nr. 8609; 1973 im Tausch abgegeben; danach Sammlung Dr. Rudolf Leopold, Wien; Privatbesitz Wien

Ausstellung

bis September 2013 Leihgabe im Bergbaumuseum Leogang/Salzburg

Literatur

Jacob von Falke, K.K. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Holzschnitzereien, Wien 1893, Taf. XXXIII; Maria - Licht im Mittelalter, Sonderausstellung Bergbaumuseum Leogang 2003, S. 276, Kat.-Nr. 149; Gotiksammlung Rudolf Leopold, Bergbaumuseum Leogang, Lindenberg i. A. 2011, S. 104-105, Kat.-Nr. 24

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 35.840 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

"Die beiden nicht namentlich bestimmbaren Heiligen knien, betend nach rechts gewandt, den Blick erhoben. Die Gruppe stammt wahrscheinlich aus der Predella eines Schreinaltars. Als Gegenstück ist zu ergänzen ein nach links gerichtetes Heiligenpaar. Über den Gegenstand der Adoration, der die Mitte gebildet hat, lassen sich nur Vermutungen anstellen. In Anbetracht der Blickrichtung der beiden Adoranten müsste die Mitte der Predella sehr stark überhöht gewesen sein, wie es bei schwäbischen Altären des frühen 16. Jahrhunderts üblich, bei Tiroler Altären jedoch nicht gebräuchlich war. Sollte es sich bei dem Hochrelief um den Rest einer Schreingruppe handeln, wäre als Mittelfigur eine zum Himmel auffahrende Maria anzunehmen, wie es bei Altären des Memminger Meisters Hans Thoman mehrfach zu beobachten ist (Eva Zimmermann, Zur Rekonstruktion des Wangener Altars von Hans Thoman, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, 16. Bd., 1979, S. 47-64).
Gesichtstypik und Faltenstil weisen das Relief als Werk des Meisters von Heiligenblut aus, der um 1520 der meistbeschäftigte Bildschnitzer des Eisacktals gewesen ist. Er war Schüler des Memminger Bildhauers Christoph Scheller und hat sich um 1515 in Brixen niedergelassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er identisch mit dem 1523 in Brixen eingebürgerten Bildhauer Michael Luptfried, zumal sich der Name Luptfried in Oberschwaben mehrfach, in Tirol jedoch nicht feststellen lässt (Albrecht Miller, Der Bildhauer Christoph Scheller aus Memmingen und der Meister von Heiligenblut, in: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, Bd. 48, 1968, S. 108ff.).
Nächstverwandt sind die Skulpturen des um 1523 entstandenen Altars in Hofern/Pustertal (Erich Egg, Gotik in Tirol, Die Flügelaltäre, Innsbruck 1985, S. 172-174) und in unbekanntem Besitz befindliche Predellenreliefs der knienden Maria und Josef aus einer Geburt Christi (Auktion Sammlung Carl Adelmann, Helbing München, 9.6.1911, Nr. 452, Taf. VII)."
(Albrecht Miller, in: Gotiksammlung Rudolf Leopold, Bergbaumuseumsverein Leogang, Lindenberg i. A. 2011, S. 104)