Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Oktober 2013, 17:00 Uhr

0039

Gunter Damisch*

(Steyr 1958 - 2016 Wien)

„Blaufeldwelten“
1993
Öl auf Leinwand
160 × 110 cm
Rückseitig signiert und bezeichnet: G Damisch, Blaufeldwelt

Schätzpreis: € 8.000 - 12.000
Ergebnis: € 13.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ausgewählt von Prof. Peter Baum

Mit Beginn seiner künstlerischen Selbstfindung, die bereits um 1980 nahezu abgeschlossen war, Gültigkeit beanspruchen konnte und in wenigen Jahren danach Talente, Neigungen und Umsetzungsvermögen bereits in voller Eigenart, Vielfalt und Vitalität zur Geltung brachte, hat Gunter Damisch sein ständig wachsendes Publikum in Trab gehalten. Versiert in sämtlichen klassischen Techniken (Zeichnung, Radierung, Holzschnitt, Malerei und die zumeist als Bronzegüsse gefertigten Plastiken) verdankt er seiner bildnerischen Intelligenz und Kraft ein schon heute außergewöhnlich großes, breit abgestecktes Oeuvre mit einer deutlichen Neigung zu zyklischen Vorgangsweisen.

Aus einer österreichischen Sammlung, die schon sehr früh dem Künstler offen stand, stammen die beiden hier vorgestellten, ein rundes Jahrzehnt auseinander liegenden Gemälde (Lot 39 und Lot 44). Das frühe, knapp nach 1980 entstandene, kleinere Format ist ein vehement gemaltes, mit dem Pinsel in Verwandtschaft zur Art Brut, Afrikanischen Masken und anderen, betont ornamental ausgestatteten Gegenständen außereuropäischer Kulturen ohne Hemmungen hin gezeichnetes Bild des Aufbruchs. Es erinnert an die frühen Deutschen Expressionisten, an Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff und deren enges Verhältnis zur Natur. Das Rohe, Unbeschwerte –und auch noch Suchende- des malerischen Vorgangs findet im Farbklang des Bildes bereits deutlichen Halt und eine auf Wesenhaftes reduzierte Entsprechung, die nichts mit willkürlicher Buntheit zu tun hat.

Die größere, pastose Leinwand des „Blaufelds“ ist Bild und Ausschnitt aus jenen vielen Galaxien, Himmels- und imaginären Raumzonen, die im Oeuvre von Damisch ein wichtiges, kontinuierlich weiter verfolgtes Thema ausmachen. Farbe und Materie sind eins, der explosive, vehement vollzogene Auftrag der blau dominierten Farbe wird im Formalen und in den Schwingungswerten der Valeurs harmonisch beruhigt. Im aufbrechenden, schwirrenden Duktus des auf Blau und Weiß zugreifenden, dank frei improvisierter schwarzer Pinselhiebe in zusätzliche Brisanz versetzten Farbauftrags erweist sich das Bild als Mittler zwischen Rebellion und kosmischer Romantik. Die Bilder sind Kontrast und Ergänzung zugleich. Es wäre schön, sie auch in neuer Sammlerhand vereint zu sehen.

P e t e r B a u m