Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Oktober 2013, 17:00 Uhr

0264

Soshana*

(Wien 1927 - 2015 Wien)

„Fate“
1992
Öl auf Leinwand
99 × 64 cm
Signiert links unten: Soshana

Schätzpreis: € 7.000 - 14.000
Auktion ist beendet.

Soshana ist eine von Österreichs wichtigsten Vertreterinnen abstrakter Malerei im interkulturellen Kontext. Sie wurde 1927 in Wien geboren und flüchtete mit dem Einmarsch Hitlers aus dem Land und später aus Europa. Sehr früh schon verließ Soshana ihre Familie um mit ihrem damaligen Ehemann Beys Afroyim durch die USA zu reisen und zu malen. Nach einer erneuten Trennung entschied sich Soshana nach Paris zu gehen und bestritt dort ihren Standpunkt als Künstlerin. In den Pariser Jahren lernte Soshana nicht nur viele der bedeutendsten Persönlichkeiten der Moderne im 20. Jahrhundert, sie reiste viel und experimentierte. Heute reicht ihr Oeuvre von einem figurativen Realismus, über Abstraktion und Kalligrafie, bis hin zur Auflösung der Leinwand durch das nachträgliche Auftragen von Terpentin auf das bereits gemalte Bild.
„Fate“ gehört wie die Serie „Destiny“ zu einer Reihe an Soshanas Bildern des Informel, deren Thema sie über Jahrzehnte hinweg immer wieder aufgegriffen und neu thematisiert hat. Bezeichnen beide Übersetzungen das Wort Schicksal, so wird die Bedeutung des Fatums mit der Erfahrung eines Verhängnisses, mit der Bedrohung durch den unvorherbestimmten Tod konnotiert.
In typischer Manier Soshanas setzt sich das Bild aus einem vielschichtigen Hintergrund zusammen, dessen Farben zu einem undefinierbaren Raumgefüge verschwinden, ähnlich den Tiefen des Ozeans oder den unendlichen Weiten der Himmelsdecke. Gebrochen wird die Szene durch das gezielte Setzen dynamischer, intensiver Pinselstriche im oberen Drittel des Bildrandes. Die Linien fügen sich zu einem Konstrukt zusammen, das zugleich in der Schwebe hängt, wie es gleichzeitig den gesamten Bildraum für sich definiert. Der Bildhintergrund und das schier unbestimmbare Motiv befinden sich in einem andauernden Spannungsverhältnis, welches das Auge der betrachtenden Person über die Leinwand wandern lässt. Man kann keinen Punkt festmachen, von dem aus das, was situativ auf der Leinwand, wie im Leben geschieht, sich in Worte fassen lässt und erklärbar wird. Dennoch kann man gerade bei „Fate I“ von einem fröhlichen, in sich ruhenden Bildmotiv sprechen. Anders als in anderen Bildern der gleichnamigen Serie ist dieses in ineinander übergreifenden und fließenden Blautönen gehalten. Das explosive Rostrot wird verdrängt durch kühles Blaugrau, welches an eine Segelfahrt auf offenem Meer denken lässt. So ist Blau auch die Farbe der Hoffnung und gibt dem bedrohlichen Schicksal eine positive Orientierung. Sind wir nicht Herr über das Unvorhergesehene, so können wir unser Glück dennoch versuchen, die Segel setzen und der Zukunft ruhig entgegenblicken. (Amos Schueller)