Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Oktober 2013, 17:00 Uhr

0124

Elke Silvia Krystufek*

(Wien 1970)

„Mom, "Sexual language" …“
2004
Acryl, Collage auf Leinwand
200 × 300 cm
Signiert, datiert und bezeichnet rückseitig: 04 Elke Krystufek

Provenienz

Österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Die Arbeit, die ich mache, ist nur möglich mit einer relativ großen Distanz. Ich glaube, das ist auch der größte Unterschied zu vielen anderen Menschen: dass ich einen großen Abstand zu mir selbst habe. (Elke Silvia Krystufek)

Elke Silvia Krystufeks Kunst provoziert und schockiert. Gnadenlos und radikal bricht sie Tabus, sie ist aggressiv und subtil zugleich, beschämend direkt und ausufernd vielschichtig in ihrem gesellschafts-kritischen Anspruch.
Seit ihrer ersten Performance 1990, wo sie ihren nackten Körper bemalte und mit einem Messer ihre Haut blutig ritzte, hat sie ihren eigenen Körper zum primären Objekt der künstlerischen Darstellung gemacht und sich in unzähligen Werken und mit medialer Vielfalt – ihr Repertoire reicht von der Fotografie, dem Video über die Performance bis zur Zeichnung und Malerei - selbst inszeniert. Ihre beißend kritische Körperkunst, die sie bis an die Grenze der Selbstverstümmelung treibt, wurzelt tief in der österreichischen Tradition des Aktionismus. Ganz evident knüpft sie mit ihrer provokativ-offensiven Selbstdarstellung an ihre Vorbilder wie Valie Export („Aktionshose: Genitalpanik“, 1968) an oder schlüpft – ähnlich wie Cindy Sherman – in unterschiedliche Rollen, um konventionelle Verhaltensmuster und Klischees zu entlarven. Nur vordergründig zielt ihre künstlerische Praxis auf den Skandal: Krystufeks Radikalität ist nicht Selbstzweck, sie evoziert Unbehagen und Scham mit dem Anspruch, kulturelle Zwänge und kollektive Neurosen offenzulegen, den voyeuristischen Blick bloß zu stellen und letztendlich gesellschaftliche Strukturen aufzubrechen und zu verändern.
In ihren jüngeren Werken scheint das Thema der Selbstinszenierung im Vergleich zu früheren Arbeiten an Bedeutung zu verlieren. Verstärkt kombiniert Krystufek nun Bild- und Textelemente, die sie mit vorgefundenem Objektmaterial zu facettenreichen, überquellenden Collage-Ensembles zusammenfügt. Dabei hat sie für sich eine spezifische, komplexe Form des kritischen, künstlerischen Dialogs gefunden: Nicht selten integriert sie kunsthistorische Verweise und spielt auf Arbeiten anderer, geschätzter Künstler (Marlene Dumas!) an, die sie sammelt, um aus diesem Kunstfundus frei schöpfen zu können und verschiedene Aspekte der Arbeit ihrer Kollegen ihren eigenen Werken einzuverleiben.
Schon mit 28 Jahren vertrat Krystufek Österreich auf der Biennale von Sao Paulo. 2005/06 hatte sie die Professur für konzeptuelle Malerei an der Akadamie der Bildenden Künste in Wien inne und lehrte an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe. Neben Dorit Magreiter und Franziska und Lois Weinberger bespielte sie 2009 den Österreichischen Pavillon auf der Biennale von Venedig. (CMG)