Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

20. Juni 2013, 16:00 Uhr

0064

Marten van Cleve

(Antwerpen 1527 - 1581 Antwerpen)

„Flämische Haushaltung“
um 1665-70
Öl auf Holz
30,5 × 67 cm

Schätzpreis: € 9.000 - 15.000
Ergebnis: € 11.520 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Marten van Cleve
(Antwerpen 1527–1581 ebd.)
Flämische Haushaltung
Öl auf Holz, parkettiert, 30,5 × 67 cm
2. Hälfte der 60er-Jahre des 16. Jahrhunderts
Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, 6. Oktober 2012, liegt bei.

Der Auktionserlös des Gemäldes geht an das SOS-Kinderdorf.
Das Gemälde wird von Dr. Klaus Ertz in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis zu Marten van Cleve unter der vorläufigen WVZ-Nr. 119 aufgenommen. Das Werkverzeichnis erscheint voraussichtlich nächstes Jahr.

Neben Pieter Brueghel d. Ä. ist Marten van Cleve eine der wichtigsten Künstlerfiguren im Bauerngenre des 16. Jahrhunderts.Von Karel van Mander wissen wir, dass Frans Floris als Lehrmeister Marten van Cleves gilt. 1551 wird er Meister der Antwerpener Malergilde. Der gesamte Bildaufbau des vorliegenden Gemäldes der „Flämischen Haushaltung“ ist typisch für die Zeit nach 1560, der Zeit, in der Marten van Cleve künstlerisch stark in den Bann seines großen Vorbildes Pieter Brueghel d. Ä. gerät. Das Format des Gemäldes ist ungewöhnlich: bei nur geringer Höhe hat der Maler den dargestellten Innenraum eines Bauernhauses sehr in die Breite gezogen. So verfügt er über genügend Raum, seine Genreszene in diesem Umfeld darzustellen.
Viele Einzelelemente, wie etwa ein im Zentrum des Vordergrundes platzierter ‚Gemüsehaufen‘, bestehend aus Möhren, Zwiebeln und Rettich, ein Kinderbettchen mit Decken, auf denen eine Katze sitzt, ein Schwein, das eine hölzerne Halsfessel trägt und ganz rechts am Inhalt eines Nachttopfes schnuppert, schildern in vorliegendem Gemälde das Zusammenleben von Mensch und Tier unter einem Dach. Die Szene dürfte den Besuch von Edelleuten im Bauernhaushalt der Amme ihres Kindes schildern. Am Tisch in der linken Bildhälfte sitzt der Pachtherr auf einem Hocker, in kostbaren Kleidern sich von den Bauern unterscheidend. In der Bildmitte hält die Frau des Edelmannes ein Tuch bereit für ihr Kind, das an der Brust der Amme trinkt. Vergleichbare Gemälde Marten van Cleves befinden sich beispielsweise im Kunsthistorischen Museum Wien („Flämische Haushaltung“, Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.Nr. 969, Holz, 123 × 144 cm, um 1560–65) oder im Städel, Frankfurt („Besuch bei der Amme“, Frankfurt/M. Das Städel, Holz, 50,5 × 99,8 cm, Signiert und 1572 datiert).
Neben den Genreszenen unter freiem Himmel malte Marten van Cleve oftmals Szenen in Innenräumen, wie in vorliegendem Bild; sie stellen meist allseitig zum Betrachter hin offene ‚Kästen’ dar mit kleinen Ausblicken auf Landschaften durch Fenster und Türen. Seine stark bewegten Figuren, die trotz allem wie erstarrt scheinen, verkleinern sich „in großen Sprüngen“ zur Tiefe des Raumes hin, wobei er oft die Regeln perspektivischer Richtigkeit außer Acht lässt. Das ist jedoch keinesfalls als handwerkliche Schwäche zu werten, sondern ein ganz bewusstes ‚Spiel’ mit manieristischen Übertreibungen. (vgl. Gutachten Dr. Klaus Ertz)