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Auktion: Alte Meister

13. November 2012

0032

Claude Joseph Vernet

(Avignon 1714 - 1789 Paris)

„Capriccio mit Blick auf einen Wasserfall“
1775
Öl auf Leinwand, doubliert
96 × 128 cm

Schätzpreis: € 80.000 - 150.000
Auktion ist beendet.

Claude Joseph Vernet
(Avignon 1714–1789 Paris)

Capriccio mit Blick auf einen Wasserfall, eine Brücke und eine befestigte Stadt (möglicherweise Montferrat), Fischer im Vordergrund
Öl auf Leinwand, doubliert, 96 × 128 cm
Signiert links unten: J. Vernet f. 1775
Provenienz: bedeutende Privatsammlung, Rom

Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis zu Claude Joseph Vernet aufgenommen (nach Angaben des Besitzers).

The painting is to be included in the forthcoming complete catalogue raisonné of the artist‘s work (according to the information of the present owner). Dieses Capriccio demonstriert eindrucksvoll Vernets kompositorisches und malerisches Talent die Wirkung eines dramatisch tosenden Gewässers und einer pittoresk romantischen Fischeridylle in einem Gemälde zu bannen. Durch die Verbindung der gegensätzlichsten Eindrücke versteht er es meisterlich diese für den Betrachter noch zu verstärken und damit ein immer wieder neu zu entdeckendes Seherlebnis zu schaffen. Nicht zuletzt wegen dieser Fähigkeit erlangte Claude Joseph Vernet schon zu Lebzeiten überwältigende Erfolge. Auch sein Bewunderer, der Philosoph Diderot, trug maßgeblich zu dieser Popularität bei, indem er seine Landschaften, gerade durch ihre Expressivität, auf die Ebene von Historiengemälden erhoben hatte.

Vorliegendes Gemälde entstand in der Reifezeit des Künstlers, in welcher er sich dauerhaft in Paris niedergelassen hatte. Nach langjährigem Romaufenthalt und unter Einfluss italienischer Meister wie Panini, Manglard und Locatelli sowie prägenden Eindrücken der italienischen Landschaft, kehrte Vernet im Jahre 1753 nach Frankreich zurück und wurde in die Académie royale de peinture aufgenommen. Die folgenden Jahre verbrachte er mit der Ausführung des königlichen Auftrages die wichtigsten französischen Hafenstädte zu malen. Neben den Reisen in die verschiedenen Hafenstädte arbeitete er auch für private Auftraggeber. Ab dem Jahre 1763 verlässt Vernet die Stadt Paris nur noch selten und stellt regelmäßig im Salon aus. Seine Gemälde waren damals schon europaweit gesucht.

Neben Marine- und Küstenszenen, Hafenbildern und Darstellungen der stürmischen See mit Schiffbrüchigen, bilden Landschaften mit Fischern in Morgen- und Abendstimmung eine weitere große Werkgruppe dieses Meisters des Lichtes. Auch abseits der Küsten, in felsigen Landschaftsgebilden beschäftigte Vernet die Naturgewalt des Wassers. Davon zeugt schon das noch während der Italienzeit geschaffene Werk „Die Wasserfälle von Tivoli“ (um 1740–48, Le Petit Palais, Paris), eines seiner bekanntesten Sujets. Auch ein mindestens zwanzig Jahre später datiertes Gemälde in Baltimore, “Landschaft mit Wasserfall und Staffage“, 1768 (Walters Art Museum) kombiniert eindrucksvoll die Motive des Wasserfalls in felsiger Landschaft, Flusslauf mit Brücke, Befestigung mit Rundturm und elegante Staffagefiguren im Vordergrund. Ein in Aufbau, Landschaftsanlage und Einzelelementen sehr verwandtes Capriccio mit Wasserfall wurde 2011 in London versteigert (vgl. Christie’s London, 6. Dezember 2011, lot 26, „A capriccio view of Montferrat at dawn with the Gorges de Verdon and the River Nartuby, with fishermen unloading their catch / Capriccio mit Blick auf Montferrat, der Verdonschlucht und dem Fluss Nartuby, Fischer ihren Fang ausladend“, 1759, Öl auf Leinwand, 65,4 × 99 cm, Literatur: F. Ingersoll-Smouse, Joseph Vernet, peintre de marine, 1714–1789, étude critique suivie d‘un catalogue raisonné de son oeuvre peint, Paris, 1926, I, S. 91, Nr. 720, II, S. 34, Nr. 1077, Tafel CXX, Abb. 262). Dieses seit dem 19. Jahrhundert in Privatbesitz befindliche Werk, konnte erst kürzlich mit dem seitenverkehrten und bezeichneten Stich von „Vue Proche du Mont-Ferrat“ von J. J. Le Veau identifiziert werden (Literatur: P. Arlaud, Catalogue raisonné des estampes gravées d’après Joseph Vernet, Avignon, 1976, no. 301).