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Auktion: Antiquitäten

13. November 2012

Objektübersicht
Objekt

0525

„Spiegel im Ägypt. Stil“
Frankreich, 2.H. 19. Jh.
Weichholz, Schnitzdekor
146 × 117 cm

Schätzpreis: € 2.500 - 5.000
Ergebnis: € 2.560 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Spiegel im Ägyptischen Stil
Frankreich, 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Weichholz, Schnitzdekor, vergoldet und polychrom gefasst; rechteckiger, nach oben zu sich leicht verjüngernder Spiegelrahmen, rundum mit geschnitztem, vergoldetem Hieroglyphendekor, die Ecken mit Blumen betont; der obere Abschluss leicht konkav gestaltet, mit Pfeifendekor und stilisierten Horusflügeln verziert; zu Kat.-Nr 524 gehörig; 146 × 117 cm
Provenienz: laut Vorbesitzer Villa del Pascià von Pascha Draneht, Oggebbio/Largo Maggiore; Sammlung Emmanuel Constantine Zervudachi; Sammlung Peter Zervudachi, Vevey/Schweiz; Sotheby’s, Sale LN8348, The Peter Zervudachi Collection, 10. Juni 1998, Lot 204; seither italienischer Privatbesitz
Ausgestellt und publiziert: „Egyptomania“, Ausstellung Louvre 1994, S. 460, No. 305-306

Über die Herkunft bzw. den ursprünglichen Bestimmungsort und -zweck des ägyptisierenden Tisches (Kat.Nr. 524) und Spiegels (Kat.Nr. 525) gibt es mehrere Vermutungen. Eine davon ist, dass die Möbelstücke um 1868 in Paris für die Weltpremiere von Verdis Oper "Aida" im Khedivial Opernhaus in Kairo am 24. Dezember 1871 angefertigt wurden.
Der Khedive Ismail Pascha (er war von 1863–1879 osmanischer Vizekönig von Ägypten) beauftragte Pascha Draneht Bey (1815-1894) mit der Errichtung eines Opernhauses in Kairo. Der Bau, der die ägyptische Hauptstadt zu einem führenden kulturellen Zentrum in Konkurrenz zu den europäischen Städten machen sollte, wurde in nur 6 Monaten errichtet. Mit der Uraufführung von Verdis "Aida" - er wünschte sich für sein Opernhaus eine Oper in ausschließlich ägyptischen Stil - untermauerte der Khedive sein kulturelles Bestreben. Intendant war ebenfalls Pascha Draneht. Durch den Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) und das in weiterer Folge von Preußen belagerte Paris, kam es zur Verzögerung bei der Abreise der Kostüme und Requisiten. Als die Ausfuhr endlich wieder möglich war, blieben der Tisch und der Spiegel - wohl aufgrund ihrer unhandlichen Größe und Gewicht - in Paris und gerieten dort in einem Warenlager für viele Jahrzehnte in Vergessenheit.
Es ist gut möglich, dass die Möbel in späterer Zeit von dort in den Salon der Villa del Pascià am Largo Maggiore gelangten, den Pascha Draneht im ägpytischen Stil einrichten ließ.

Eine andere Theorie über die Herkunft ist jene, dass der Khedive Ismail Pascha für seinen Ghesireh Palast in Kairo um 1868 - wohl anlässlich der bevorstehenden Vollendung des Suezkanals und dem Empfang der französischen Kaiserin Eugénie - einige Möbel im ägyptischen Stil in Paris in Auftrag gegeben hat, zu denen auch diese beiden Einrichtungsgegenstände gehören. (RH)