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Auktion: Antiquitäten

13. November 2012

0445

Thomas Schwanthaler

(Oberösterreich 1634 - 1707 ebd.)

„Relief "Gottvater"“
Oberösterreich, um 1660
Holz, geschnitzt
101 × 87 cm

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 25.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Thomas Schwanthaler
(Oberösterreich 1634-1707 ebd.)
Relief "Gottvater"
Oberösterreich, um 1660
Holz, reliefgeschnitzt; originale Fassung und Vergoldung, beschädigt; Darstellung von Gottvater mit der Weltkugel im Dreiviertelrelief; rundum mit einem Akanthusrahmen versehen; meisterliche, eigenhändige Arbeit; spätere Holzmontierung; 101 x 87 cm
Provenienz: oberösterreichischer Privatbesitz

Thomas Schwanthaler (geb. Schwabenthaler) gilt als der erste und in der Barockzeit bedeutendste Künstler aus der Bildhauerfamilie Schwanthaler. Im frühen Alter von 22 Jahren übernahm er die Werkstatt des Vaters. Während seine Altersgenossen, die ebenfalls eine künstlerische Laufbahn anstrebten, auf Wanderschaft gingen, musste sich Thomas Schwanthaler sein Wissen und Können selbst aneignen. Behilflich waren ihm dabei sicherlich die zahlreichen, in den oberösterreichischen Stiften und Pfarren archivierten Stiche italienischer Barockkunst, die ihn nachhaltig beeinflussten.

Die Figuren des Hochaltars in der Stadtpfarrkirche Ried gelten als sein erstes urkundlich belegtes Werk aus dem Jahr 1661. Er sicherte sich und seiner Familie mit dieser Arbeit beim Magistrat des Marktes Ried das Bürgerrecht auf die Bildhauerkunst, die schon bald über die Heimatgrenze hinweg bewundert wurde. Zu seinen Auftraggebern zählten u. a. die Stifte und Pfarren von Mondsee, Gmunden, Waldzell und Kremsmünster.
Nicht nur seine künstlerische Laufbahn, sondern auch der gesellschaftliche Aufstieg war Thomas Schwanthaler wichtig. Er entwarf eigenhändig ein Familienwappen mit einem Schwan, der einen Taler im Schnabel trägt. Mit dem 1679 erlangten Wappenbrief änderte er daraufhin seinen Namen von Schwabenthaler auf Schwanthaler.

Von den italienischen - insbesondere den römischen Künstlerkollegen - übernimmt der oberösterreichische Künstler vor allem die ausdruckstarke, lebendige Gestaltung seiner Figuren, wobei er die Bewegung innerhalb der Skulptur durch die oftmals eigenständige Dynamik des Gewandes noch steigert. Auch das vorliegende ovale Relief mit der Darstellung Gottvaters zeigt von dieser Ausdruckssteigerung mit Hilfe der Draperie. In sehr bewegter Manier lässt er Gottes Mantel über dessen Kopf schweben, so als würde ein starker Windhauch die Komposition beleben. Der leicht zur Seite verwehte Bart und seine vollplastisch aus dem Relief herausragenden Arme steigern die Dramatik dieser Bildhauerarbeit. (RH)
Literatur: Helga Achleitner, Johann Peter d. Ä. Schwanthaler, Ried 1991, S. 13-16