Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

02. Oktober 2012

0151

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„o. T.“
1987
Öl auf Leinwand
131 × 111 cm

Schätzpreis: € 27.000 - 45.000
Auktion ist beendet.

Otto Muehl*
(geb. 1925 in Grodnau (Mariasdorf), Burgenland)
o. T., 1987
Öl auf Leinwand; 131 x 111 cm
Signiert und datiert rechts unten: 7. 6. 87 Otto / Claudia

"der sinn der welt ist ihr kreativer verbrauch. (…)
erst, wenn die malerei in den raum übergreift, wird das ganze richtig lebendig.
Von farbigen bildern spreche ich, wenn das bild zu glühen beginnt. Ich merke, wenn ich male und weiterarbeite, erweitert sich die farbe zu wüsten farborgien.
Ich schätze es nicht sehr, wenn die farbe im bild die führung übernimmt, aber dagegen liebe ich die farbe, wenn sie tumultartig die dargestellten gegenstände bedroht, die formen aufschreien im wildwasser der farbigen exzesse."
(Otto Muehl, Auszug "Manifest der Kunst")

In ganz Europa nahmen junge Künstler in den 60er Jahren eine Protesthaltung gegenüber dem bürgerlichen Establishment ein. Otto Muehl ging es um „Direkte Kunst“, also eine Agitation durch Kunst, nicht politisch verstanden, sondern direkt das Existentielle berührend und thematisierend.

Muehl gründete die Kommune am Friedrichshof, die sich als therapeutische Gruppe verstand - mit dem Ziel, die durch die Erziehung in der Kleinfamilie entstandene Schädigung aufzuheben und in der Gruppe zu einer sozialen Identität zu gelangen. In letzter Konsequenz jedoch musste dieser anarchistische Vorstoß als Staat im Staat scheitern und Utopie bleiben. Muehl wurde verhaftet und wegen Unzucht mit Minderjährigen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Freilassung bot ihm das Burgtheater eine Bühne für sein Aktionstheater "Muchl".

In allen Entwicklungsstadien blieb die Malerei eine Konstante in Otto Mühls Schaffensprozess. Es begann mit akademischen Bildern um 1954. Nach 1962 folgte die Destruktion des herkömmlichen Tafelbilds und schließlich der Schritt aus dem Rahmen ins Räumliche der „Gerümpelskulptur“. Nach einer Pause in den Gründungsjahren der Kommune begann Otto Muehl 1974 wieder intensiv zu malen. Erste Landschaften mit Motiven des Friedrichshofs und dessen Umgebung entstanden. Daneben entstanden Selbstporträts sowie Bilder, die Jazzmusik und Tanz verarbeiteten. Politischer waren Muehls Hitler- und Stalinporträts der achtziger Jahre. (OHR)