Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

02. Oktober 2012

0193

Martin Praska*

(Heidelberg 1963)

„Frühlingserwachen“
2011
Acryl und Öl auf Segeltuch
180 × 150 cm

Schätzpreis: € 5.500 - 10.000
Ergebnis: € 9.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Martin Praska*
(Heidelberg 1963 geb.)

Frühlingserwachen, 2011
Acryl und Öl auf Segeltuch;180 x 150 cm
Signiert, datiert und betitelt rückseitig: Praska 11 / Frühlingserwachen

Es ist ein Spiegel der Wirklichkeit und alles, was auf dem Bild zu sehen ist, befindet sich tatsächlich im Umraum, im Atelier des Künstlers. Dennoch wirkt Martin Praskas "Frühlingserwachen", das eine neue kleine Welt für sich darstellt, ungemein artifiziell, in ein medial vernetztes Heute gestellt, in dem nicht leicht zu entscheiden ist, was, wie wir selbst, der Natur und damit der tatsächlich sichtbaren, fühlbaren Umwelt entstammt oder was als mehr oder minder manipuliertes Abbild zu gelten hat, das freilich in gelungenen, tatsächlich innovativen Beispielen nicht nur einen Teil einer ständig in Fluss befindlichen neuen Welt darstellt, sondern diese auch ständig ergänzend neu und anders definiert.

An den Schnittstellen derartiger Bildeindrücke bewegt sich auch das 2011 mit Acryl und Öl auf Segeltuch gemalte Großformat des aus der Nähe von Heidelberg stammenden, seit langem in Wien lebenden Künstlers Martin Praska. Die Einrichtungsstücke des Interieurs (es handelt sich dabei um dessen neues, geräumiges Atelier in Simmering) lassen sich ebenso wie der Raum selbst und die darin befindlichen Gegenstände bestimmen und lokalisieren, bilden aber in ihrer homogenen Gesamtheit und dem Flair des in allen Partien hervorragend genutzten Hochformats etwas in dieser Art noch nicht Gesehenes, für den in Bewegung gehaltenen Kosmos unserer Sinneseindrücke - teilweise auch mit Hilfe des Computers - neu Geschaffenes. Dies gilt zum Beispiel für das im Bild unten deutlich vergrößerte Bambi, ein im Atelier des Malers zusammen mit anderen Artgenossen und Kitschfiguren herumstehender Nippes oder die kühle, auf einem Büromöbel sitzende Blonde im schwarzen Kleid in der Mitte der rechten Flanke der hellen, ein positives, modernes Flair vermittelnden Darstellung.

Zwei Gemälde als Hommage an die neuere Kunstgeschichte der Abstraktion (das größere davon neben den viel Licht hereinlassenden Fenstern) sind ebenso treffend in das Bild integriert wie die geschickt als erweiterte Diagonale von links unten bis zur rechten Bildmitte reichende Aneinanderreihung von blau lackierten Büroeinrichtungen.
Vier Neonröhren am Plafond und ebenfalls vier, in die Bildecken gestellte, dort schwebende Malerpaletten, ergeben dann schon die komplette Aufzählung eines anziehenden, von halbtransparenten Malvorgängen akkordierten Interieurs, das bis auf die genannte Fensterpartie nicht direkt, sondern nur durch eine breite Jalousie hindurch gesehen werden kann.

Dem konstant arbeitenden, zuletzt mehrfach mit Ausstellungen in Wien, Linz, Salzburg, Schaffhausen, Köln und Hamburg erfolgreichen Maler, ist vor allem in den letzten Jahren ein Weg geglückt, der den klugen, punkto Relativieren nie verlegen, gleichermaßen schreib gewandt wie mit Humor gesegneten Künstler, als einen von den Interessen einer mobilen jüngeren Generation deutlich mitgetragenen Einzelgänger aus einer extrem pluralistischen, begrifflich inflationären Phase der Kunstentwicklung heraushebt.
Peter Baum