Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

02. Oktober 2012

0181

Josef Pillhofer*

(Wien 1921 - 2010 Wien)

„Turmkopf“
1966
Kalkstein
H. 52 cm

Schätzpreis: € 15.000 - 25.000
Ergebnis: € 46.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Josef Pillhofer*
(Wien 1921 - 2010 Wien)
Turmkopf "Stein des Michelangelo" oder "Felsen des Michelangelo", 1970/71
Mannersdorfer Kalkstein
52 x 40 x 30 cm
Provenienz: Sammlung Fogarassy; Privatbesitz Wien

Literatur: Pillhofer. Das Ideal der Proportion, Ausst.-Kat. Künstlerhaus Wien, 2011, Abb. S. 136; Josef Pillhofer: Köpfe, Ausst.-Kat. Der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 2002, Abb. S. 52; Josef Pillhofer, Skulpturen, Zeichnungen und Arbeiten aus der Pariser Zeit, Kat. Museum Moderner Kunst Stiftung Wörlen Passau, Abb. (o. S.)

"Meine Arbeit hat mich gelehrt, dass die Bestimmung einer endgültigen Form von der Vorstellung eines inneren Zentrums, dem alle bildnerischen Verhältnisse zugeordnet sein müssen, abhängt. Der Umriss, die Silhouette, ist die Begrenzung, welche von innen her bestimmt wird und der Masse der Materie zu einem harmonischen Ernscheinungsbild verhilft." (Josef Pillhofer)

Das Werk Josef Pillhofers wird über weite Strecken von einem kubistischen Formenprinzip beherrscht; allerdings setzte der Künstler nicht einfach fort, womit Picasso und Braque in der Malerei und Laurens in der Plastik vor Jahrzehnten begonnen hatten – in gewisser Weise begründete er etwas ganz Neues.
Während sich die Künstler des 20. Jahrhunderts auf die Jagd nach einer eigenen Formensprache machten, ging Josef Pillhofer diesen Weg nicht. Er teilte die Grundüberlegung der Kubisten, die sichtbare Wirklichkeit zu zerlegen, und er hielt sich auch an die Prämisse, sich davon nie ganz zu entfernen. Die Neubegründung der kubistischen Formenwelt geht bei Josef Pillhofer aber vom abstrakten Kubus (und nicht von der „Wirklichkeit“) aus, oder anders gesagt: Bei ihm geht der künstlerische Prozess von vollkommener Abstraktion aus und führt auf den „idealen Körper“ hin.
Auf diese Weise setzt sich sein Werk aus autonomen Bestandteilen zusammen. Das Ergebnis sind Skulpturen, bei denen die kubischen Module nicht nebeneinander bestehen bleiben, sondern in großer Dichte ineinander geschoben erscheinen.

Josef Pillhofer wuchs in Mürzzuschlag in der Steiermark auf; bis 1941 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Graz, dann musste er seinen Militärdienst an der italienischen, polnischen und russischen Front ableisten. Anschließend studierte er an der Akademie der bildenden Künste bei Fritz Wotruba. 1951 wurde ihm der Staatspreis der Akademie verliehen, auf Grund eines französischen Stipendiums konnte er an der Académie de la Grand Chaumiére bei Ossip Zadkine studieren und hatte engen Kontakt zu Brancusi, Henri Laurens, Alberto Giacometti und Serge Poliakoff.
Zurück in Wien, zeigte die Galerie Würthle seine Werke. 1954 (und noch einmal 1956) nahm er, auf Empfehlung von Josef Hoffmann, an der Biennale in Venedig teil. 1957 ging er nach Rom und freundete sich mit Ingeborg Bachmann an. Mit Oberhuber, Frohner, Muehl und Avramidis gründete er die „Gruppe 59“, die in Amsterdam ausstellte.

1968 wurde Josef Pillhofer der Österreichische Staatspreis verliehen, 1981 wurde er zum Professor für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule Graz ernannt. (OHR)