Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

19. Juni 2012

0921

Anton Kolig*

(Neutitschein 1886 - 1950 Nötsch)

„Höllenhund“
Öl auf Papier auf Leinwand
84,5 × 64,3 cm

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Auktion ist beendet.

Anton Kolig*
(Neutitschein 1886 - 1950 Nötsch)

Höllenhund, 1948
Detailentwurf für das nicht ausgeführte Glasfenster über dem Westportal des Wiener St. Stephansdomes.
Öl auf Papier auf Leinwand; 84,5 x 64,3 cm
Literatur: Otmar Rychlik. Anton Kolig. Das malerische Werk. Wien 2001. S. 338, WKV.Nr. 354 (Abb.). Und S. 201 (Abb.).; Ausstellungskatalog Ausblick-Rückblick II. 2000. S. 39 (Abb.).

Kerberos, den Höllenhund der antiken griechischen Sagenwelt, verband Kolig mit anderen eigenwilligen Motiven zu einer expressiv gesteigerten Darstellung des christlichen Fegefeuers. Gedacht was diese 1948 entstandene Komposition für das unterste, der Hölle vorbehaltene Segment des Glasfensters im Wiener St. Stephansdom.

Wie in den vorausgegangenen Entwürfen zu diesem Monumentalwerk dominieren auch hier kräftige, ungebrochene Farbtöne den glühenden Schauplatz. Um mit den ekstatisch gestikulierenden Protagonisten der Unterwelt die Grenzen des kleinen Bildformats der Farbskizze nicht zu sprengen, ordnet Kolig sie im Kreis um einen hellen Frauenakt an, der mit ausgebreiteten Armen vor der blutroten Folie des Höllenschlundes zu den Verdammten hinabgleitet. Dort wird die weibliche Gestalt von einem lichten Wesen in Empfang genommen, das von links auf sie zustrebt. Der Betrachter wird auf diese Szene, die vermutlich Pan und die Tänzerin darstellt, durch eine „Weiserfigur“ am rechten Bildrand eigens aufmerksam gemacht, welche – dem „Erdenwanderer“ gleich – mit erhobenen Finger das Geschehen kommentierend auf das Zentrum zuschreitet. Körperlich und psychisch von den Folgen des Bombenangriffs schwer gezeichnet, scheint sich Kolig mit dieser Figur identifiziert zu haben, die zwar einen grasgrünen Farbfleck noch unter den Lebenden wandelt, aber bereits mit dem nächsten Schritt dem Abgrund des Höllenreiches bedenklich nahekommt.

Seine hoffnungslose Lage drückt er während der Entstehungszeit des Gemäldes 1948 in einem Brief an Steinhart aus: „Ich bin tatsächlich in der Hölle – male jetzt schon die vierte Fassung und möchte gern in den Himmel; aber ich fürcht‘ mich vor dem jüngsten Gericht und gar den Himmel kann ich mir nicht vorstellen – die Seligkeit – denn das Leben ist mir qualvoll geworden.“

Literatur: Otmar Rychlik. Anton Kolig. Das malerische Werk. Wien 2001. S. 200.