Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2012

0035

Pieter Claesz

(Burgsteinfurt 1597 - 1660 Haarlem)

„Stillleben“
Öl auf Holz
58 × 47 cm

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 23.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Pieter Claesz Nachfolger
(Burgsteinfurt 1597–1660 Haarlem)

Stillleben mit Römer, Brot, Oliven und Nüssen
Öl auf Holz, 58 × 47 cm
Bezeichnet mit Monogramm links des Gebäcks: PC 1645
Literatur: N.R.A Vroom, A modest message, Schiedam 1980, S. 159, Nr. 242 (als Franchoys Elout)
Provenienz: Versteigerung Bukowski, Stockholm, 1970; Sammlung Wengraf, London; Sammlung New House, New York; Versteigerung Dorotheum, Wien 3. Dezember 1974, Nr. 32 (als Pieter Claesz, verkauft um ÖS 399.169); seither Österreichische Privatsammlung
Fotogutachten von Dr. Hans Herbst, Dorotheum, Wien 1974, als Pieter Claesz, liegt bei.

Das vorliegende Gemälde entspricht dem Stilllebentypus des sogenannten „Monochrome Banketje“. Eine Bildgattung als deren Hauptvertreter die aus Haarlem stammenden Meister Pieter Claesz und Willem Claesz Heda gelten. Das charakteristische Merkmal der „Monochrome Banketje“ ist deren reduzierte Darstellung. ‚Reduktion‘ in Bezug auf das auf einen Grundton bezogene Kolorit – in vorliegendem Fall grün – und ‚Reduktion‘ in Bezug auf das Arrangement der dargestellten Gegenstände. So entsprechen auch in vorliegendem Gemälde die Stilllebenelemente weniger einem üppigen Mahl als einer bescheidenen Mahlzeit: ein halb gefüllter Römer, Brot und Oliven in einer Schale, dazu Nüsse und ein Messer, angerichtet auf einer Tischplatte mit Tischtuch. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Gebiet der Optik dieser Zeit spiegeln sich auch in der Malerei wieder. So sorgt in den „Monochrome Banketje“ zumeist eine indirekte Lichtquelle für die Beleuchtung im Bild. Sie erzeugt somit auch – oder wohl gerade – in einer in Kolorit und Gegenständen reduzierten Komposition Atmosphäre und Stimmung. Sowohl Perspektive als auch Oberflächenmodellierung werden ebenfalls durch das Licht bestimmt. Die gekonnt platzierten Lichtreflexe in den Rundungen des Römers und vor allem die katzenaugenartigen Reflexe des Glases und im Schatten auf der Tischplatte sieht Vroom als eines der gewichtigen Argumente seiner Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Franchoys Elout („cat’s eye lightening effect“, Vroom 1980, S. 159).
Pieter Claesz und Willem Claesz Heda gelten als Hauptmeister der in Haarlem entwickelten Gattung der „Monochrome Banketje“. Die von Ihnen geprägte Reduktion als bildbestimmendes Gestaltungsprinzip beeinflusste gerade um die Mitte des 17. Jahrhunderts zahlreiche weitere Stilllebenmaler – allein Vroom behandelt neben Künstlern wie Franchoys Elout, Simon Lutichuys oder Gerret Willem Heda in seiner Publikation zahlreiche Maler aus diesem Kreis. Das vorliegende Gemälde zeigt eine große Verwandtschaft zu ähnlichen Kompositionen von Pieter Claesz, beispielsweise zu dem Werk „Großer Römer mit Brötchen und Oliven“, um 1634, oder „Imbiss mit großem Römer, liegende Berkemeyer, Zitrone, Austern, Walnüssen und Oliven“, 1636 (vgl. Brunner-Bulst, Martina: Pieter Claesz. Der Hauptmeisterdes Haarlemer Stillebens im 17. Jahrhunderts, Lingen 2004, Kat.-Nr. 61 und 72).