0155
Herbert Brandl*
(Graz 1959)
„o. T.“
2007
Öl auf Leinwand
300 × 501 cm
Schätzpreis: € 90.000 - 150.000
Meistbot: € 100.000
Auktion ist beendet.
Herbert Brandl*
(Graz 1959 geb.)
o.T.
Öl auf Leinwand
300 x 501 cm
2007
Literatur: Herbert Brandl, La Biennale di Venezia 2007, Hg. Robert Fleck, Ostfildern 2007, S. 19, 45, 49, 50/51, 64/65 (Abb.)
Provenienz: Österreichischer Privatbesitz
„Ich wollte das Landschaftliche immer vermeiden, aber zack, schon ist dieser Horizont wieder da. Dann ärgere ich mich und versuche ihn zu brechen.“ (Herbert Brandl)
Man kann gar nicht aufzählen, wie oft die Malerei schon totgesagt worden ist. In den achtziger Jahren gab es deshalb nicht wenige, die mit den „Neuen Wilden“ geradezu die Wiedergeburt dieser Kunstform bejubelten – obwohl sie stets die zentralste Formulierung innerhalb der bildenden Kunst geblieben war. Herbert Brandl galt von Anfang als einer der wichtigsten Vertreter dieser neuen Generation von Malern.
Brandls Werk aber ausschließlich darauf zu beziehen und lediglich im Hinblick auf die theoretischen Aspekte der 1980er Jahre zu betrachten, wäre völlig falsch. Bei ihm geht es vielmehr um die Möglichkeiten der Malerei überhaupt, oder genauer: um die Möglichkeiten des Visuellen insgesamt. Sosehr er sich mit seinen Bildern auf eine Herkunft beruft – auf die Landschaft, also etwas Gegenständliches –, sosehr handelt es sich dabei um eine Malerei, die ihre Kraft gleichermaßen aus der Abstraktion bezieht.
In seinen Bergbildern etwa veranschaulicht er das sehr deutlich, indem er zwischen Sichtbarem und Empfundenem hin und her oszilliert. Brandl siedelt seine Malerei sehr exakt in dem Bereich an, in den die konventionellen Sehgewohnheiten nicht mehr hinreichen und das visuelle Erlebnis aber noch vorhanden ist. Norman Rosenthal hat einmal über Herbert Brandl gesagt, es handle sich dabei um eine Landschaftsmalerei, die auf abstrakte Prinzipien zurückgehe, wo die Stimmung allein durch die Kraft der Farben erzeugt werde: „Die Farbe selbst wird zum Spiel der Gefühle des Künstlers, sie bekommt ein eigenes Leben und gibt auch uns Raum, in dem wir vielleicht eine Identität finden."
Herbert Brandl begann sein Studium 1978 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Er studierte unter anderem bei Peter Weibel. Bekannt wurde er 1986 durch die Ausstellung „Hacken im Eis“ im Museum des 20. Jahrhunderts, wo auch Werke von Damisch, Scheibl und Zitko gezeigt wurden.
Seit Mitte der 80er Jahre nahm Brandl an den international bedeutendsten Ausstellungen teil. Dazu gehören die Biennale von Paris, 1985, „Prospect 1986“ im Frankfurter Kunstverein, „Aktuelle Kunst in Österreich“ in Gent 1987 und die „documenta IX“, 1992. 2007 hat Herbert Brandl vor allem mit einer Präsentation von zwanzig neuen Gemälden im österreichischen Pavillon der 52. Kunstbiennale von Venedig für Aufsehen gesorgt. Aktuell findet eine große Retrospektive im Kunstforum der Bank Austria in Wien statt. (OHR)