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Auktion: Alte Meister

08. November 2011

0056

Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt)

(Grafenwörth 1718 - 1801 Stein)

„Anbetung der Hl. Drei Könige“
Öl auf Leinwand (doubliert)
97,5 × 78 cm

Schätzpreis: € 70.000 - 120.000
Ergebnis: € 76.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt)
(Grafenwörth 1718–1801 Stein)

Anbetung der Heiligen Drei Könige
Öl auf Leinwand (doubliert)
97,5 × 78 cm
um 1785–86
Provenienz: Sammlung Pfatschbacher, Linz
Literatur: Rupert Feuchtmüller, Der Kremser Schmidt 1718–1801, Innsbruck/Wien 1989, WV Nr. 838, S. 510f. (mit. Abb.)

Herrn Mag. Michael Grünwald, Albertina Wien, danken wir für die Hilfe bei der Katalogisierung des Gemäldes und der Erstellung des folgenden Katalogtextes.

Das von Rupert Feuchtmüller in sein Werkverzeichnis des „Kremser Schmidt“ (Innsbruck-Wien 1989, WV 838, S. 510 f.) aufgenommene Gemälde zeigt die „Anbetung der Könige“. Die Muttergottes präsentiert das stehende nackte Jesuskind den drei Weisen aus dem Morgenland zur Verehrung. Sie folgten dem links oben noch schwach leuchtenden Stern bis nach Bethlehem, um den neugeborenen Gottessohn durch ihre Gabendarbringung adorieren zu können („Epiphanie“). Rechts hinten steht der Nährvater Josef mit gefalteten Händen, ganz vorne sind auf einem roten Samtkissen die dargebrachten Geschenke, eine mit Münzen gefüllte Goldkassette und der Pokal mit Myrrhe, sowie die vom Ältesten abgelegte Krone aufgestellt. Der Mohrenkönig hält das glühende Weihrauchfass zur Inzensation des Christusknaben. Im dunkel verschatteten Hintergrund erkennt man links das dicht gestaffelte Gefolge samt einem mit Federkopfputz geschmückten Kamel.
Das kostbare Gepräge der Gruppe, besonders der alte bahrköpfige König mit weißem Vollbart, der seine gefalteten Hände zur Anbetung erhoben hat und dessen Hermelinmantel von einem Edelknaben mit rotem Federbarett getragen wird, verweisen eindeutig auf ein neapolitanisches Vorbild. Martin Johann Schmidt besaß in seiner Sammlung von Werken berühmter Künstlerkollegen nachweislich eine Ölskizze von Francesco Solimena (1657-1747) für dessen 1698 vollendetes Altarblatt „Anbetung der Könige“ in Santa Maria Donnalbina zu Neapel. Der noch heute im Landesmuseum Niederösterreich in St. Pölten verwahrte Bozzetto (Inv.-Nr. 1271) präsentiert im Vordergrund den gleichen zur Verehrung des Christusknaben niedergeknieten Alten mit seinem Pagen, jedoch seitenverkehrt. Das Motiv des jüngeren Königs, der mit vor der Brust gehaltenen Rechten ganz verklärt zum Jesuskind blickt, geht auf eine frühe „Anbetungszeichnung“ Schmidts um 1747 zurück (WV 16 b, Salzburger Barockmuseum).
Der Maler setzte sich mit dem Thema erst ab den 1780er-Jahren vermehrt auseinander (Gemälde in Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, ehemals Stift Admont, 1782, WV 731). Er gestaltete die Szene oft als Pendantbild zu einem anderen Heilsgeschehen (gemeinsam mit der „Engelanbetung“, Stift Göttweig, um 1780, WV 626-627; gemeinsam mit der „Grablegung Christi“ auf Kupfer gemalt, Wien, Belvedere, um 1785, WV 778-779; dieselbe Paarung auf Leinwand, Mariazell, Pfarrhof, 1786, WV 836-837; gemeinsam mit der „Hirtenanbetung“, Linz, Oberösterreichisches Landesmuseum, 1792, WV 962-963) oder behandelte sie im Rahmen von christologischen Gesamtzyklen (fünfteilige Bildfolge in Stift Seitenstetten, 1798, WV 1055-1059; zwölf Tabernakel-Wechselbilder in der Pfarrkirche Kilb, 1800, WV 1086/1-12). Da die vorliegende „Anbetung der Könige“ große stilistische Nähe zu jener signierten und datierten Version im Mariazeller Pfarrhof aufweist, ist ihre Entstehung in den Jahren um 1785-1786 anzusetzen. (Michael Grünwald)