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Auktion: Klassische Moderne

24. Februar 2009

0066

Max Oppenheimer

(Wien 1885 - 1954 New York)

„Die Geißelung“

Schätzpreis: € 350.000 - 700.000
Ergebnis: € 570.880 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Max Oppenheimer
(Wien 1885 - 1954 New York)
Die Geißelung
Öl auf Leinwand
195 x 152,5 cm
Signiert unten mittig: MOPP
1913
Provenienz: Sammlung Werner Hauenschild, Wien; Privatbesitz, Wien
Literatur: Marie Agnes von Puttkamer: Max Oppenheimer 1885 - 1954. Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde. Böhlau, Wien, 1999, Wv. 86, Farbtafel 13.
MOPP. Max Oppenheimer 1885-1954. Jüdisches Museum der Stadt Wien, 1994, S. 106f (Abb.).
Kat. XXVI. Ausstellung der Berliner Secession 1913, Abb. o. S.
Kunst und Künstler. Jg. 2, 1914, S. 307.
Max Osborn: "MOPP". In: Veröffentlichungen des Kunstarchivs Nr. 25/26. MOPP. Max Oppenheimer. Berlin (1926), S. 7, Abb. S. 9.
Heinz Graumann: Max Oppenheimer. In: Die Horen. Jg. 3, 1926/27, Abb. S. 562.
Kat. Ausstellung Max Oppenheimer. Ein österreichisches Schicksal? Max Oppenheimer Ölbilder und Graphik. Michael Pabst, Antiquariat und Kunsthandlung, Wien, 1974, Tafel 1.
Kat. Ausstellung Le Arti a Vienna. Biennale Venedig, 1984, Abb. S. 213.
Kat. Ausstellung Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien/Hochschule für angewandte Kunst, Wien, 1985, Abb. S. 155.
Wien um 1900. Kunst und Kultur. Wien, 1985, Abb. S. 157.
Marie-Agnes von Puttkamer: Max Oppenheimer 1885 - 1954. Leben und malerisches Werk. Wien, 1999, S. 96 u. S. 240, Farbtafel 13.

Ausstellungen: XXVI. Ausstellung der Berliner Secession, 1913, Nr. 258.
Max Oppenheimer. Gesamt-Ausstellung. Kunstsalon Pisko, Wien 1913, Nr. 10.
Ausstellung Max Oppenheimer. Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, München 1913, Nr. 4.
Kunsthalle Basel, Mai-Ausstellung 1917, Nr. 129.
Exposition MOPP. Galerie Moos, Genf, 1919, Nr. 24.
Kollektivausstellung Max Oppenheimer. MOPP. Künstlerbund Hagen, Wien, 1924, Nr. 11.
Sonderausstellung Max Oppenheimer u. a. Kunstverein Böhmen in Prag, Künstlerhaus Rudolphinum – Parlament, Prag, 1924, Nr. 4.
Sonderausstellung Max Oppenheimer (MOPP). Paul Cassirer, Berlin, 1926, Nr. 7.
Kollektivausstellung MOPP. CXXXIX. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler. Wiener Secession, 1935/36, Nr. 29.
Exhibition Maximilian Mopp. Nierendorf Gallery, New York, 1940, o. Nr.
Le Arti a Vienna: Biennale Venedig 1984, o. Nr.
Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien/Hochschule für angewandte Kunst, Wien, 1985, o. Nr.
MOPP. Max Oppenheimer 1885 - 1954, Jüdisches Museum der Stadt Wien, Wien 1994, S. 106f.

"Schon im Jahr der Entstehung wurde die 'Geißelung' dreimal ausgestellt. Erstmals sah man sie in der Berliner Sezession. Als das Bild im Spätherbst 1913 im Wiener Kunstsalon Pisko und anschließend in der Galerie Thannhauser in München hing, war es das teuerste der Ausstellung. Das Bild, von dem sich Oppenheimer später nicht mehr trennen wollte, war danach Teil aller wichtigen Oppenheimer-Retrospektiven.

Im Zentrum des Bildes, das von überschlanken, sehnigen Jünglingen bevölkert wird, erduldet der Gegeißelte blutige Qualen. Trotzdem präsentiert er sich aufrecht und ist Mittelachse eines Kompositionsschemas, das alle weiteren Bewegungsabläufe spiegelbildlich fortentwickelt. Ganz außen rahmen links und rechts zwei Männer mit breitem Ausfallschritt und den Kopf nach innen geneigt die friesartige Komposition. V-förmig geben sie den Blick auf ihr Opfer frei. Dazwischen holen zwei weitere Peiniger zu neuerlichen Peitschenschlägen aus. Durch ihre synchrone Körperhaltung und parallele Beinhaltung verstärken sie den Rhythmus der beiden vorderen Häscher. Den scharfkantigen Tüchern zu Füßen der Gruppe entspricht eine sternförmig ausstrahlende Konfiguration oben.

Mit seinen formalen Ansätzen, die deutlich den Kubismus reflektieren, gehört das Gemälde stilistisch in eine Reihe mit Bildern in der Art der 'Pietà' und der 'Operation'. Inhaltlich markiert die 'Geißelung' einen Höhepunkt in der Reihe pseudoreligiöser Darstellungen, in denen der junge Oppenheimer wie schon im 'Simson' Autobiographisches mit einer biblischen Vorlage vermischt. Erstaunlich ist nicht nur die Unbekümmertheit, Christus und seine Peiniger in der gleichen Nacktheit austauschbar zu machen, sondern mehr noch der Widerspruch zwischen dem formalen Ästhetizismus der Bildsprache und der Dramatik des Bildgegenstandes. Oppenheimer durchmengte die auf Rhythmus und Parallelität bedachte Anordnung mit einer nervösen Schönlinigkeit, die beispielhaft am Gegeißelten vom Kinn ausgehend über die Bauchdecke entlang den Schenkeln festzustellen ist. Es wäre eine eingehende Untersuchung wert, wie weit sich Oppenheimer mit dieser in der Stimmung schwülen Manifestation sowohl in religiöser wie in autobiographisch-erotischer Hinsicht vom Konventionellen entfernte und damit angreifbar machte."
(MOPP. Max Oppenheimer 1885-1954. Jüdisches Museum der Stadt Wien, 1994, S. 106.)