Auktionshaus

Auktion: Evening Sale - Klassische Moderne

27. November 2023, 19:00 Uhr

0024

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Zwei Eisbären“
um 1922
Pastell auf Papier auf Karton; gerahmt
75 x 149 cm
Signiert links unten: N. B.-Roth.

Provenienz

Privatsammlung, Steiermark

Ausstellung

2003 Graz, St. Veiter Schlössl

Literatur

Michael Stoff (Hg.), Bresslern-Roth. Eine Hommage im St. Veiter Schloessl zu Graz, Graz 2003, Abb. S. 150;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog, Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26.10.2016-17.04.2017, Graz 2016, Abb. S. 119

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 59.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Eisbären haben zurzeit ein tragisches Schicksal. Sie leiden stark unter dem vom Klimawandel bedingten Verschwinden des Eises in den Polargebieten.
Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978), die sich explizit „Tiermalerin“ nannte, war Tieren gegenüber stets empathisch. Die Inhalte ihrer Malerei beschränken sich im Wesentlichen auf die eigene Interpretation der Tierwelt. Man kann das nur bedingt als dokumentarisch beschreiben. Ihr Stil, den man aus der Tradition des ausgehenden 19. Jahrhunderts verstehen muss – Symbolismus, Klassizismus und Jugendstil, – wirkt selten modern und er ist zudem ein ganzes Malerinnenleben lang weitestgehend unverändert geblieben. In den meisten Tierbildern offenbart sich die scheinbar grenzenlose Tierliebe der Künstlerin. Tiere sind für sie dem Menschen sehr nahe. Ihre Art sich zu bewegen, ihre Gesichtsausdrücke, ihre Familienstrukturen, all das erzeugt zusätzlich eine emotionale Nähe zu diesen Lebewesen.
Auch diese Eisbären sind in ihrer Eleganz kaum zu überbieten und die Delikatesse der Malerei ist typisch für die Künstlerin. Im eigentlich absolut weißen Fell der Tiere und der eisigen polaren Umgebung findet die Malerin eine Unzahl an Farbwerten, die sie einsetzen kann, um die Tiere noch attraktiver in Szene zu setzen. Durch die Farbgebung mutet das Fell fast dekorativ an. Die Bewegungen der Tiere auf dem Eis, ihre selbstverständliche Vorsicht dabei, zeigen die Eisbären unglaublich lebendig und authentisch. Bresslern-Roth kannte solche Tiere von ihren ständigen Zoo-Besuchen in verschiedenen Städten Europas.
Mit dem Dekorativen bzw. dem Ornamentalen hatte die Künstlerin nie Probleme. Ihre künstlerische Herkunft ist dafür mitverantwortlich. Sosehr ihr die Inhalte – Tiere und deren Schicksal, Glück oder Not – am Herzen lagen, hatte sie doch auch starke formale Ambitionen. Sie blieb immer gegenständlich, sie wollte klare und in der Farbe starke Formen schaffen sowie die Linienführung zur Darstellung der Bewegung voll ausschöpfen. Formal ging es also grundsätzlich um Gewichtsverteilung innerhalb der Bildkomposition.
Norbertine Bresslern-Roth, die als Frau in Wien auf der Akademie nicht zugelassen wurde, hatte aber bei Ferdinand Schmutzer Privatunterricht und nutzte sein Atelier auf der Akademie. In der NS-Zeit nahm die Künstlerin Aufträge an, stellte regelmäßig aus und war erfolgreich. Sie verhielt sich äußerlich weitestgehend angepasst, hatte sie doch ihren Ehemann und „Manager“ Georg Ritter von Bresslern und Sternau zu schützen, dessen Mutter jüdisch war.
(Günther Holler-Schuster)