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0049

Gerwald Rockenschaub*

(Linz 1952)

„o.T.“
2001
Farbfolie auf Alucore; gerahmt
145 x 200 cm

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Ausstellung

Kunsthalle Nürnberg, 2275 m3, 21.07.-25.09.2005

Literatur

Bawag Foundation (Hg.), Variations on Classic, Wien 2000, S. 46.

Original-Expertise der Georg Kargl Galerie, Wien liegt bei.

Preis auf Anfrage

Der 1952 in Linz geborene Künstler Gerwald Rockenschaub zählt seit den 1980er-Jahren zu den wichtigsten Vertretern der österreichischen Gegenwartskunst. Mit seinem „Funky Minimal“ bewegt sich Rockenschaub zwischen Abstraktion und Reduktion, wobei der „Wiener Schmäh“, wie er ihn einmal erklärte, nicht zu kurz kommt. Rockenschaub studierte zunächst Geschichte, Philosophie, Psychologie und Pädagogik, ehe er von 1978 bis 1982 bei Herbert Tasquil die Hochschule für angewandte Kunst in Wien besuchte. 1984 feierte Rockenschaub erste Ausstellungserfolge in der renommierten Galerie nächst St. Stephan in Wien und in der Galerie Vera Munro in Hamburg. Unter dem Eindruck der Abstraktion und Neo-Geo entstanden die ersten ungegenständlichen Arbeiten. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. 1993 bespielte er mit Andrea Fraser und Christian Philipp Müller den österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist Rockenschaub auch als DJ unterwegs, wobei der Einfluss der elektronischen Musik in der Dynamisierung und Rhythmisierung seiner raumübergreifenden Ausstellungen deutlich spürbar wird.

Bei der vorliegenden Arbeit orientiert sich Rockenschaub an einer streng geometrisch-abstrakten Formensprache im präzisen Look. Konkret, konstruktiv und rational geht er dabei an die Sache heran. Das Bild ist geprägt von der Horizontale und der Vertikale, kombiniert mit monochromen Farbflächen und Punkten. Die formale Unterbrechung des blauen Farbfelds in der Mitte suggeriert den Blick in den Raum, eine Art Türöffner hinter dem Bild. Motivisch erinnert das Werk mit seinen schwarzen Balken und Farbfeldern an die orthogonalen Kompositionen des Malers Piet Mondrian und der De Stijl-Bewegung, doch arbeitet Rockenschaub stets am Computer. Die Verwendung industriell gefertigter Materialien wie Alucore, Farbfolie oder PVC verleihen seinen Bildern eine technische Perfektion und kühle Ästhetik, die sich an der Computergrafik anlehnt. Der Realitätsbezug kommt in Rockenschaubs Arbeit dennoch nicht zu kurz: „Meine Farbfolien sind gar nicht so ‚abstrakt‘. Trotz ihrer Verdichtetheit [sic!] bewahren sie sich einen naturalistischen Charakter, der sich aus verschiedenen Gebieten der Kultur herleitet." (Gerwald Rockenschaub. Variations on Classic, Ausst. Kat. Bawag Foundation, Wien 12.12.2000–4.2.2001, S. 23–24)

(Stefan Üner)