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Auktion: Antiquitäten

04. Oktober 2006

0164

Jakob Christoph Schletterer

(Wenns/Tirol 1699 - 1774 Wien)

„Alabasterrelief“

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 38.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Jakob Christoph Schletterer
(Wenns/Tirol 1699 - 1774 Wien)
Alabasterrelief
Alabaster, geschnitten; reliefierte Darstellung der Beweinung Christi unterm Kreuz durch Maria, Maria Magdalena und Johannes, am Rahmen oben ein Putto mit dem Schweißtuch der Veronika; links unten signiert: J: Schletterer: Fe:; prächtiger Spätbarockrahmen, Holz, vergoldet;
40 x 27 cm bzw. 77 x 47 cm (inkl. Rahmen)

Jakob Christoph Schletterer lernte bei Johann Stanetti (1663-1726), dem Bildhauer des Prinzen Eugen in Wien. Mitte der 1720er Jahre arbeitete Schletterer zusammen mit dem Nachfolger Stanettis, Christoph Mader, an den Reliefs der beiden Triumphsäulen vor der Karlskirche. Zu dieser Zeit dürfte er auch in Kontakt mit Georg Raphael Donner gekommen sein, dem er sogar nach Salzburg folgte, um ihn dort bei den Stiegenhausfiguren im Schloss Mirabell zu unterstützen. In Salzburg trafen die beiden Künstler auch auf den Maler Paul Troger. Donner und auch Troger, der mit der italienischen Kunst bestens vertraut war, prägten die Kunst Schletterers nachhaltig. Die Bekanntschaft zwischen Troger und Schletterer wurde noch durch den gemeinsamen Lehrbesuch der Wiener Akademie in den Jahren 1726-1732 vertieft. Troger war auch derjenige, der ihn in weiterer Folge bei einigen niederösterreichischen Klöstern (z.B. Geras, Altenburg, Zwettl) empfahl und ihm dadurch wichtige Aufträge vermittelte.

Zu den Hauptwerken Schletteres aus dieser Zeit gelten sicherlich die 1734 im Stift Zwettl entstanden 7 Sandsteinreliefs mit den "Sieben Geheimnissen des Leidens und Sterbens des Erlösers".
1744 schuf Schletterer in der Schottenkirche in Wien das Grabmal des Feldmarschalls Graf L. A. Khevenhüller und vom Feldmarschall Johann Joseph Philipp Graf von Harrach bekam er den Auftrag für dessen Grabmal in der Wiener Deutschordenskirche.
Ab 1750 wurde er zum Professor für Bildhauerei an der Wiener Akademie ernannt, der er bis 1774 treu blieb und dort mehrere Generationen an Bildhauern ausbildete. Trotz Lehrberuf führte er nebenbei noch seinen eigenen Werkstattbetrieb.
Schletterer ist auch als Künstler einiger Gartenskulpturen bekannt; vor allem in den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts betrauten ihn ungarische Adelige mit einer Reihe von Aufträgen. Als Beispiel seien hier die nicht mehr erhaltenen Statuen im fürstlich esterházyischen Schlosspark von Eisenstadt oder der Musenzyklus im Garten von Schloss Draßburg genannt. 1772 bekam Schletterer sogar den Auftrag für einen Statuenzylus im Garten von Schloss Schönbrunn. Aus Altergründen musste er diese Aufgabe aber an einen anderen Künstler weitergeben, der wiederum einige der Schüler Schletterers an diesem Projekt beschäftigte.

Charakteristika für die Kunst Schletterers sind vor allem der symmetrische Aufbau und die technisch solide Bearbeitung der Oberfläche. Trotz zeitlicher Nähe zum Rokoko blieb er diesem stilistisch weitgehend fern.

Siehe dazu: Ingeborg Schemper-Sparholz, Der Bildhauer Jakob Christoph Schletterer und die Tiroler in Wien, in: F. Polleroß (Hg.), Reiselust & Kunstgenuss, Passau 2004, S. 141-156; Ebenda, in: Geschichte der bildenen Kunst in Österreich, Bd. 4, Barock, 1999, S. 492-493; Ebenda, Der Bildhauer Jakob Christoph Schletterer als Lehrer der Wiener Akademie, in: Kunsthistorisches Jahrbuch Graz, Bd. 25, 1993, S. 230-250.