Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

12. Oktober 2004

0075

Rudolf Wacker

(Bregenz 1893 - 1939 Bregenz)

„Blumen“
Öl auf Holz

Schätzpreis: € 0 - 50.000
Ergebnis: € 38.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Rudolf Wacker
(Bregenz 1893 - 1939 Bregenz)
"Sträusschen"
Öl auf Holz
32 x 24 cm
Signiert und datiert rechts unten: R. Wacker (19)36

Rückseitig Maßangabe, signiert, datiert und betitelt:
B 24 H 32
Rudolf Wacker
Bregenz 1936
"Sträusschen"

Literatur: Max Haller, Rudolf Wacker 1893 - 1939, Lustenau 1971, WVZ.Nr. 329

"Die knospende, aufblühende, reife, welkende, erstarrte Blüte hat dieselben Zustände wie die Körper der Tiere und Menschen." (Rudolf Wacker, Tagebuch, 18.3.1921)

Wacker hatte seit frühester Kindheit eine tiefe Beziehung zur Natur und im besonderen zu Pflanzen.
Als Kind legte er selbst einen Alpengarten im elterlichen Grundstück an und sammelte auf ausgedehnten Wanderungen seltene Blumen (...)
Blumen begleiteten ihn durch das ganze Leben.
Sie riefen in ihm Erinnerungen an die ersten prägenden Kindheitserlebnisse und an die Elternliebehervor.In den langenJahren der Gefangenschaft fand er bei Ihnen Trost, und ihre zarte Schönheit war ihm ein Ersatz für die geliebten Frauen. In seinen Zeichnungen nach Blumen und Landschaftsmotiven flossen nun dieselbe Leidenschaft und Sinnlichkeit, die er zuvor seinen weiblichen Modellen angedeihen hatte lassen.(...)
In der Auswahl und am Zustand der von Wacker für seine Bilder verwendeten Blumen spiegelt sich seine eigene Befindlichkeit wider. Während er in seiner Jugend und als junger Mann kräftige und saftstrotzende Blumen zeichnete und malte, tauchen mit der politischen und wirtschaftlichen Krise ab den 30er Jahren verdorrte und welkende Pflanzen in seinen Bildern auf. (...)
"Verdorrte Sträuße. (Herbstblätter, Lampionblumen, verdorrte Zinnien, verschiedene Schoten, Kresseblätter etc.)
Sie haben nicht die gleißenden, aufdringlichen Farben frischer Blumen, stiller sind sie ,wie Staub aufglimmend.
Es liegt eine unbemerkte Schönheit in diesen im Sterben der erstarrten Formen und nachglühenden Farben. Sie haben ihre sinnliche Üppigkeit verloren und - Symbole des Welkens und Vergehens, sind sie doch reich noch von den Spuren des Lebens und voller Bedeutung. Ich bin ja einAnwalt der unbeachteten, bescheidenen Dinge. Es ist ein kleiner Beitrag neuer Sujets, die nie von ungefähr kommen und ohne Sinn sind. (Einzig v. Gogh's dürre Sonnenblumen fallen mir ein, er, der Vielenthaltende, hat auch dies gesehen.)-Übrigens ist es unangenehm, neben den frischen Blumen der Vasen, gemalte an den Wänden zu sehen, es ist aber ein Anderes, die verdorrten im Bilde in bleibender Lebendigkeit zu halten." (Tagebuch, 10.11.34)

Wackers schlechter Gesundheitszustand, sein Leiden unter den Verfolgungen von Menschen und Kunst im Dritten Reich, schlägt sich in den Allegorien der "verdorrten Herbststräuße" nieder. In den letzten Jahren vor seinem Tod, 1933-1938, nehmen die sterbenden Blumen und die verwelkten Blätter den größten Raum in seinem Werk ein.
Während des Ersten Weltkrieges hatte er im Herbst ein Abschiednehmen der Natur vom Leben gesehen, nun traf diese Beobachtung nicht nur auf seine Bilder, sondern auch auf sein Leben zu. (..)
Die Blumensträuße erwiesen sich auch als leichter verkäuflich als die Stilleben, die für viele aufgrund der dargestellten Gegenstände unverständlich blieben. So rettete ihn seine private Passion für die Symbolik des Lebens und Sterbens der Pflanzen aus großer finanzieller Not. Welch tragisches Welterlebnis diesen so "harmlosen" Blumensträußen zugrunde lag, wird vielen Käufern nicht bewußt gewesen sein. (..)
In den Gemäldegalerien suchte er Kontakt zu den Restauratoren und Kopisten, um von ihnen die Geheimnisse der Maltechnik der alten Meister zu erfahren. Sein besonderes Interesse galt den Stilleben- und Blumenmalern, den Spezialisten des 17. Jahrhunderts. (Sagmeister/Sagmeister-Fox in: Ausstellungskatalog Bregenzer Kunstverein, Rudolf Wacker und Zeitgenossen. Expressionismus und Neue Sachlichkeit, Bregenz 1993, S.307-320)