Auktionshaus

Auktion: Jugendstil & Design

02. Dezember 2024

0000

Josef Hoffmann

(Pirnitz 1870 - 1956 Wien)

„"Stehuhr"“
Wiener Werkstätte, 1909
Silber, Zifferblatt vergoldet, farbloses Glas, Opal, Karneol, Malachit und Lapislazuli; Perlstabdekor; auf der Unterseite gemarkt mit Meistermarke "JH" für Metallarbeiter Josef Holi, Rosenmarke, Dianakopfpunze und Entwerfermonogramm "JH"; originales Uhrwerk, ohne Schlüssel
18 x 14,5 x 9,2 cm

Literatur

Wiener Werkstätte-Archiv, MAK Wien: S 1260; Inv. Nr. KI 12161-26 (Entwurf); Inv. Nr. WWF 94-93-5 (Zeitgenössisches Foto);
Deutsche Kunst und Dekoration, Darmstadt 1909, S. 221

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Josef Hoffmanns ganzes künstlerisches Schaffen war von dem immer wieder hervorgehobenen Dualismus, von Funktion/Ästhetik, Funktionalität/Schönheit geprägt. Mal dominierte bei Hoffmann das Eine, mal das Andere; einige Kunsthistoriker führen dies auf die jeweiligen Arbeitskollegen zurück, die auf Hoffmann in seinem Architekturbüro und in der Wiener Werkstätte Einfluss gehabt haben. So war das mit Koloman Moser (1901 bis 1906), so war das mit Dagobert Peche (1915 bis 1922), und so war das auch mit Carl Otto Czeschka (1878 bis1960), der ab 1905 als künstlerischer Mitarbeiter der Wiener Werkstätte fungierte und 1909 an die Kunstgewerbeschule Hamburg wechselte. Czeschka war stilistisch das genaue Gegenteil des frühen Hoffmann: Eben nicht stereometrisch, reduziert und „asketisch“, sondern kurvig, schmuckvoll, üppig und luxuriös. Und so ist es zu erklären, dass Josef Hoffmann, der im Grunde seiner Künstlerseele immer Architekt und immer ein zur Veranschaulichung von nüchterner Funktion neigender Gestalter geblieben ist – die Leuchter Nr. 3014 und Nr. 3015 unseres Kataloges sind dafür gute Beispiele –phasenweise auch Objekte mit höchst komplizierten, auf den ersten Blick gar nicht durchschaubaren Formen, aufwändigem Dekor und mit weit über das funktionell Notwendige hinausgehenden Gestaltungselementen, wie eben unsere Uhr, geschaffen hat. Die Zeiger, die Standfüße und das den Blick auf das Pendel ermöglichende Sichtfenster bestätigen diese Ansicht.
Unsere – im Archiv der Wiener Werkstätte so bezeichnete – „Stehuhr“ ist ein Meisterwerk der Silberschmiedekunst und perfekt erhalten. Der stilistische Einfluss Carl Otto Czeschkas auf sein großes Vorbild Josef Hoffmann ist dabei unübersehbar. (EP)