Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5115

Emil Herker*

(Aigen 1966)

„Speed dating“
2017
Acryl auf Leinwand; ungerahmt
140 x 200 cm
Signiert und datiert rechts unten: Emil Herker 2017

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Meistbot: € 10.000
Auktion ist beendet.

Auf den ersten Blick wirken Emil Herkers Motive wie Fotografien – realistisch und präzise, naturgetreu und lebensecht. Erst bei näherer Betrachtung entpuppen sich seine virtuosen Bilder als Malereien. Als Vertreter des Fotorealismus strebt Herker nach technischer Perfektion und der exakten Wiedergabe der Natur. In seinen bunten Bildkosmos verbindet er die traditionelle Malerei mit dem Vokabular des Realismus und der Pop Art. Herker arbeitet nach Fotovorlagen, wobei er das Motiv durch Farbe, Licht und Perspektive illusorisch übersteigert und damit neue Wirklichkeiten und Wahrnehmungen erzeugt. Herker wurde 1966 in Aigen in der Steiermark geboren. Nach Jobs in der Musikbranche und einem kurzen Studium der Architektur an der TU Graz in den Achtzigern, entschied sich der Autodidakt für eine Laufbahn als freischaffender Künstler. 1990 hatte er seine erste Einzelausstellung in der Galerie in der Eschenlaube in Graz. Herker nahm an internationalen Ausstellungen von New York bis Hong Kong teil.

Das großformatige Stillleben Speed dating aus dem Jahr 2017 ist ein Paradebeispiel für Herkers virtuose Maltechnik, die sich am Fotorealismus und der Pop Art orientiert. Mit technischer Raffinesse und akribischer Präzision zeigt er Trinkgläser und Verpackungen im knallbunten Arrangement. Die Spiegelungen und Lichtreflexe auf den Oberflächen intensivieren den täuschend echten Eindruck. Analogien findet man etwa bei Charles Bell und Ralph Goings. Mit der Ansammlung verschiedener Gegenstände aus der Warenwelt, wirft Herker einen kritischen Blick auf unsere übersättigte Konsumgesellschaft. Durch den Zoom-Effekt und das Aufblasen ins Monumentale, gewinnt das scheinbar Triviale an Bedeutung. Konsumästhetik und Konsumkritik stehen hier im Spannungsverhältnis. Was Herker besonders am Stillleben reizt, ist, „dass keine Personen darauf vorkommen […] und doch sind es irgendwie Portraits von uns. Das ist ein Umstand, der irgendwie total in unser heutiges Leben passt und irgendwie unsere ganze Gesellschaft charakterisiert,“ so der Künstler.

(Stefan Üner)