Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5102

Erwin Wurm*

(Bruck 1954)

„Ich + Überich“
2007
Acryl, Wolle auf Styropor
125 x 125 x 60 cm
Auflage: 1/5

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Meistbot: € 48.000
Auktion ist beendet.

Erwin Wurms Skulpturen, oft menschliche Torsi, die aufgeblasen wie Ballons wirken oder sich in feste Blöcke verwandeln und enge Kleidung tragen, stehen exemplarisch für seine unkonventionelle bildhauerische Herangehensweise. Wurm experimentiert ebenso selbstverständlich mit der Fusion von Gemüse und menschlichen Merkmalen wie mit der Verformung und Vermenschlichung von Autos und Gebäuden, was zu seltsam anrührenden, zuweilen komischen Ergebnissen führt. Diese scheinbar skurrilen Objekte sind jedoch das Ergebnis einer präzisen, intellektuellen Geste, die Wurms Vision von der Universalität der Skulptur reflektiert.

Besonders bemerkenswert ist die Erforschung von Kleidung als skulpturales Thema. Der Künstler verwendet sie als zweite Haut, schützende Hülle oder zur Volumenausfüllung, wie in seinen großangelegten Installationen, bei denen architektonische Merkmale in gestrickte Pullover gehüllt sind. Dabei betrachtet er den körperlichen Prozess des Gewinnens oder Verlierens von Gewicht in skulpturalen Begriffen als Zugabe oder Subtraktion von Material, was er in Werken wie den "Fetten Autos" oder dem "Schmalen Haus" illusionär umsetzt.

Humor ist für Wurm nicht nur eine ästhetische Wahl, sondern eine kritische Waffe. Seine Werke, ob Skulpturen, Fotos, Videos oder Zeichnungen, sind von einem zynischen, oft ins Satirische gehenden Humor geprägt. Dabei zeigt er den Alltag aus einer unkonventionellen Perspektive und lädt den Betrachter ein, über die Grenzen der Wahrnehmung und die Komplexität des Menschseins nachzudenken.

Erwin Wurms Skulpturen werden weltweit ausgestellt und befinden sich in wichtigen Museen und Privatsammlungen. In der Albertina Modern in Wien wird ab 13. September 2025 eine große Solo-Ausstellung gezeigt.

(Ina Waldstein)