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Sebastian Isepp*
(Nötsch im Gailtal 1884 - 1954 London)
„Bach im Winter“
um 1910
Öl auf Leinwand; gerahmt
83,5 x 115 cm
Signiert rechts unten: Isepp
Provenienz
Privatbesitz, Deutschland
Das Werk wurde von Frau Mag. Sigrid Diewald, Museum des Nötscher Kreises, in das digitale Werkverzeichnis aufgenommen.
Schätzpreis: ▲€ 50.000 - 100.000
Meistbot: ▲€ 51.000
Auktion ist beendet.
Ein dunkler, ruhig dahinfließender Bach führt unmittelbar vor dem Betrachter in einer sanften Biegung in die hibernale Landschaftskomposition hinein, wo sich sein weiterer Verlauf schließlich in der Pracht des winterlichen Weiß verliert. Die linke Uferböschung erhebt sich steil aufragend und dicht bewachsen mit schwer vom Schnee bedeckten Sträuchern und Bäumen und verwehrt so den Ausblick auf den freien Himmel, der nur rechts oben marginal durch das von der Kälte zu bizarren Formen erstarrte Dickicht schimmert. Tief neigen sich die in breitem, gestischen Pinselduktus artikulierten Zweige und Äste unter der eisigen Last zum Bachbett hinab und bewirken mit ihren geschwungenen Strukturen eine dekorative Dynamik. In ständiger Erwartung des plötzlichen Nachgebens der Vegetation unter dem Gewicht des Schnees kommt eine zusätzliche spannungsreiche Komponente in die friedliche Stille dieses Wintertages. Besonders reizvoll erscheint darüber hinaus in diesem bislang unbekannten Gemälde Sebastian Isepps die subtile und fein nuancierte Farbgebung, die der Künstler mit seinem gewohnt trockenen Auftrag einsetzt. Ein facettenreiches Spektrum von zarten Grau- Blau- und Rosétönen überzieht das gesamte Bildgefüge, in dem nur das Dunkel des Baches und stellenweise das Braun nackter Baumstämme kontrastreich hervorblitzen. Die differenzierte, mit äußerster Sensorik angewandte Modulation von Licht- und Schattenpartien weist auf eine spezielle Lichtsituation hin, die Isepp in der Umgebung seines Kärntner Heimatortes Nötsch im Gailtal erlebt und malerisch eingefangen hat. Dasselbe Motiv des Baches hat der Künstler geschlossener und verdichteter ein weiteres Mal in einem kleineren Format festgehalten, das sich heute im Besitz der Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK befindet, aber aufgrund unterschiedlicher Lichtverhältnisse eine eigene Atmosphäre vermittelt.
Das allgemeine Erfassen und Einfühlen in die Natur gewannen in Isepps Œuvre um 1910 zunehmend an Relevanz und er begann sich verstärkt expressionistischer Gestaltungselemente zu bedienen. Vor allem in der Darstellung von Winterlandschaften hat der Maler eine außergewöhnliche Souveränität und Sensibilität entwickelt, die ihm schon zu Lebzeiten Anerkennung einbrachten. In der für die österreichische Kunst der Moderne richtungsweisenden „Sonderausstellung Malerei und Plastik“, welche von der progressiven Neukunstgruppe 1911 veranstaltet wurde, konnte Isepp in einem eigenen, ihm gewidmeten Saal seine Winterbilder präsentieren.
(Sigrid Diewald)