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Norbertine Bresslern-Roth*
(Graz 1891 - 1978 Graz)
„Diana“
1940/41
Öl auf Jute; gerahmt
120 x 150 cm
Signiert rechts unten: B. Roth
Rückseitig auf Etikett auf Keilrahmen eigenhändig bezeichnet: „Diana“, Öl, / N. v. Br-Roth, Graz
Leinwand im oberen Bereich von der Künstlerin angestückelt
Originalrahmen
Provenienz
direkt von der Künstlerin;
seither Privatbesitz, Steiermark
Literatur
Leo Stelzl, Die Tiermalerin Norbertine Bresslern-Roth, in: Der Lichtblick 1 (8/1945) 1, Graz 1945, Titelblatt;
Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 137 (dort mit den Maßen 120 x 140 cm);
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog, Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26.10.2016-17.04.2017, Graz 2016, Nr. 187 (mit s/w-Abb.) und s/w-Abb. S. 112 (dort mit den Maßen 120 x 140 cm)
Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Meistbot: € 75.000
Auktion ist beendet.
Die Jagd ist eine der ursprünglichsten Tätigkeiten der Menschheitsgeschichte. Neben der lebensnotwendigen Beschaffung von Nahrung, konnten verschiedene Teile der Tiere zur Fertigung von Kleidung und Werkzeug weiterverarbeitet werden. Daher ist es nur selbstverständlich, dass sich die Menschen bereits seit den ersten Höhlenmalereien mit diesem Themengebiet künstlerisch beschäftigten. Im Lauf der Zeit nimmt die Jagd verschiedene Bedeutungen an, vom sportlichen Ehrgeiz bis hin zum Freizeitvergnügen in der Natur.
Die Künstlerin Norbertine Bresslern-Roth nutzt dieses Genre für ihre Passion – die Tiermalerei. Sie selbst versteht sich als Tiermalerin und verwendet diese Bezeichnung in ihrem Briefkopf, Stempel und Türschild.
Bresslern-Roth schöpft das Thema auf zahlreiche erdenkliche Weisen aus: sie beschäftigt sich mit dem Jäger wie mit der Beute. Dabei kann sowohl der Mensch als auch das Tier die Rolle des Jägers einnehmen. Ebenso finden Jagdgesellen wie Hunde und Falken Eingang in ihre Gemälde. Gerne siedelt sie das Geschehen in „fernen Ländern“ an und schafft so paradiesische Sehnsuchtsbilder. Bresslern-Roth ist daher in der Tradition des Exotismus zu sehen.
Mit dem Titel „Diana“ versetzt Bresslern-Roth die Szene des vorliegenden Gemäldes in den Bereich der Mythologie. Diana ist die römische Göttin der Jagd, Schutzpatronin der Frauen und Kinder. Mit geschlossenen Augen ruht die Göttin als weiblicher Akt auf einem gelben Tuch, eingebettet in der Natur. Ihre Jagdgefährten, fünf Hunde, leisten ihr Gesellschaft. Neben dem Gemäldetitel deutet nur der Speer im Hintergrund und die Beute – drei tote Vögel zu Dianas Füßen – auf die Jagd hin.
Das Motiv der Diana greift Bresslern-Roth in jener Zeit öfter auf (1927, 1933, 1940). Zentrales Bildmotiv sind immer die weiblichen Aktdarstellungen in animalischer Begleitung, kombiniert mit der Idylle der Natur.
Nur dezent werden die Akte mit den Attributen der Jagd ausgestattet. 1933 gestaltete Bresslern-Roth den Entwurf für einen Gobelin mit dem Motiv der Diana. Der Bildteppich wurde von der Wiener Werkstätte ausgeführt und noch im selben Jahr in Buenos Aires in der Ausstellung des österreichischen Kunstgewerbes gezeigt. Ein weiteres Gemälde trägt den Titel „Östliche Diana“ (1943) und zeigt einen Jäger in mongolischer Tracht bei der Verfolgung der Jagdbeute.
Neben der römischen Jagdgöttin findet auch der katholische Schutzpatron der Jäger immer wieder Einzug in die Bilder der Tiermalerin. Gemälde (vor 1919, 1937, 1941, 1943/44, 1949) wie Linolschnitte (1927, 1931) zeigen den Heiligen Hubertus in Gestalt eines Hirsches, über ihm in seinem Geweih ein leuchtendes Kreuz.
So widmet sich Bresslern-Roth sowohl sakralen wie auch ganz profanen Jagdmotiven und verleiht dem Tier als Jäger, Jagdbegleiter oder Beute eine zentrale Rolle in ihren Gemälden und Grafiken.
(Petra Hammer-Maier)