Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2024, 14:00 Uhr

3021

Abraham Beerstraaten

(Amsterdam 1643 - nach 1666)

oder

Anthonie Beerstraaten

(Amsterdam 1645/46 - 1665/66 Amsterdam)

„Winterlandschaft mit dem Huis Kostverloren an der Amstel“
Öl auf Leinwand; gerahmt
92 x 135 cm

Provenienz

Dorotheum Wien, 5. Dezember 1961, Lot 5 (als Anthonie Beerstraaten);
Dorotheum Wien, 28. Mai 1963, Lot 5, Tafel 16 (als Anthonie Beerstraaten);
Privatbesitz, Österreich

Wir danken Ellis Dullaart MA, Rijksbureau voor kunsthistorische Documentatie (RKD), Den Haag, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Gemäldes (anhand von professionellen Fotos): Sie schlägt eine Zuschreibung an Abraham oder Anthonie Beerstraaten vor (da die künstlerischen Œuvres kaum zu unterscheiden sind, beziehungsweise Anthonie Beerstraaten als Maler in alten Quellen nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann).
Expertise Prof. Robert Eigenberger, Wien, März 1968, als Anthonie Beerstraaten, liegt bei.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Kennern Amsterdams ist die „Kostverlorenkade“ ein Begriff. An der Ecke an der Amstel stand einst das Huis Kostverloren, heute nur noch durch zahlreiche Kunstwerke überliefert. Die winterliche Umgebung ist ein beeindruckendes Beispiel für die Landschaftsdarstellungen des Goldenen Zeitalters der Niederlande.
Typisch für die Darstellungen der Familie Beerstraaten ist das Gebäude, in diesem Fall das Huis Kostverloren, als zentrales Motiv, das umgebende Eis bevölkert mit zahlreichen Schlittschuhläufern, Spaziergängern und sich anderweitig auf dem Eis Vergnügenden. Eine ähnliche Darstellung des Huis Kostverloren, allerdings aus einem anderen Blickwinkel, findet sich auch in der Monographie von G. van der Most, wo es Jan Abrahamsz Beerstraaten zugeschrieben wird. (G. van der Most, Jan Abrahamsz/Abraham/Anthonie Beerstraten. Kunstschilders uit de zeventiede eeuw, Nieuwkoop 2002, S. 40) Im Œuvre der Beerstraaten-Familie sind mehrere Gebäude zu finden, welche heute nicht mehr existieren, etwa die alte Kirche von Nieuwkoop (Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. HK-9), wodurch die Kunstwerke auch von so hohem historischem Interesse sind. Die Wiedergabe der Gebäude ist selbst in Details zuverlässig, jedoch zeugen die Winterlandschaften auch von der künstlerischen Schöpferkraft: zumeist ist die Perspektive besonders niedrig angesetzt, sodass die abgebildeten Gebäude durch die Verkürzung teils viel eindrucksvoller wirken als sie wohl tatsächlich gewesen sind. Zudem sind die dargestellten gefrorenen Wasserflächen nicht immer in der unmittelbaren Nähe der Gebäude zu finden, jedoch ist das Eis für eine Winterszene schließlich unverzichtbar.

Bis heute herrscht unter Kunsthistorikern Unklarheit über die Nachweisbarkeit der insgesamt fünf angenommenen Landschaftsmaler mit dem Namen Beerstraaten – ebenso sowie die Zuschreibung der einzelnen Kunstwerke an Johannis, Jan Abrahamsz., Abraham, Johannes und Anthonie. Die Malerfamilie war in der Mitte des 17. Jahrhunderts in Amsterdam tätig. Gegenwärtig werden Jan und Johannis vom RKD als ein und dieselbe Person geführt, und Abraham Beerstraaten, welcher sich auf Winterlandschaften spezialisiert hat, gilt als sein ältester Sohn. Die Existenz von Anthonie Beerstraaten (wohl dessen Bruder) als Maler konnte ebenfalls bis heute nicht überzeugend durch archivarische Dokumente belegt werden, weshalb Ellis Dullaart beide Künstler als mögliche Schöpfer des vorliegenden Gemäldes in Betracht zieht.