Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2024, 14:00 Uhr

3079

David Teniers der Jüngere Umkreis

(Antwerpen 1610 - 1690 Brüssel)

„Kartenspielende und trinkende Affen“
Öl auf Leinwand; gerahmt
27,7 x 35,8 cm

Provenienz

Dorotheum, Wien, 16. September 1954, Nr. 119 (als David Teniers d. J.);
Privatsammlung, Wien

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 11.000
Auktion ist beendet.

Erheiternde Szenen mit Affen in menschlicher Umgebung und Kleidung entstanden als Bildgattung in der flämischen Malerei des 16. Jahrhunderts und wurden im 17. Jahrhundert weiterentwickelt. Die Begeisterung der Künstler für diese sogenannten „Singerien“ (abgeleitet vom französischen Wort „singe“ für Affe) als eigenständiges Sujet fanden ihren Ausgang in Werken von Pieter Brueghel dem Älteren (um 1525-1569) und ihm nachfolgend einer Serie von Drucken von Peter van der Borcht (1535-1608), welche rasche Verbreitung fanden und das Bildthema zu einem malerischen Höhepunkt führten.
Das Motiv des Affen, der als Spiegel des Menschen dessen Verhaltensweise zur Schau trägt, bot die Möglichkeit, menschliche Laster ironisch darzustellen, oder gar – augenzwinkernd – gesellschaftssatirische Kritik zu üben.

David Teniers der Jüngere wurde zum wichtigsten Vertreter dieses Genres und entwickelte es gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Abraham Teniers (1629-1670) weiter. Teniers‘ Bilderzählungen enthalten eine besondere Tiefe – indem er seinen Affen eine menschenähnliche Handlungsfähigkeit verlieh, zog er eine moralische Parallele: die Ähnlichkeiten zwischen einem Affen, der einen Menschen nachahmt, und einem Menschen, der andere Menschen nachahmt. In seinen Darstellungen gelang es Teniers, die Ambivalenz des Menschen in seiner animalischen Natur einzufangen und unterhaltsame Szenen zu kreieren, welche zugleich den Betrachter berühren und zum Nachdenken anregen sollen – und durch ihren Reiz große Verbreitung, auch über die Grenzen der Niederlande hinaus, fanden.

Die beiden vorliegenden Kompositionen entsprechen zwei Bildfindungen aus einer Serie von insgesamt sechs Affenszenen Teniers, welche sich heute im Museo del Prado, Madrid befinden. (Inv.-Nr. P001807 sowie P001810).
Das Gemälde „Kartenspielende und trinkende Affen“ ist eine Allegorie auf die zerstörerische Natur des menschlichen Lasters, eine Kritik an den zwanghaften Routinen, zu denen der Mensch neigt. Im Vordergrund spielt eine Gruppe Karten, während sich im Hintergrund des Weinkellers vier Affen an Alkohol und Pfeifenrauch erfreuen. Ein Kellermeister füllt einen Krug mit Wein, und am gegenüberliegenden Ende stößt ein anderer Affe mit seinem Glas in der Luft an. Deutlich, jedoch ohne Dramatik thematisiert und kritisiert Teniers die Laster des Glücksspiels, des Weins und des Tabaks.
In den „Affen beim Festmahl“ genießen die unterschiedlichen Primaten eine Vielzahl von reichhaltigen Speisen in einer Küche. Ihre bunte Kleidung und die mit Federn geschmückten Kopfbedeckungen verleihen den Affen einen närrischen Charakter, der durch die Ernsthaftigkeit noch unterstrichen wird, mit der sie ihrem Treiben nachgehen. Auf dem runden Tisch im Vordergrund liegen feine Pasteten, während die umhersitzenden Affen geziert die feinen Weingläser in ihren Pfoten halten. Im Hintergrund werden Hähnchen gegrillt, während ein weiterer Affe auf dem Boden Austern erhitzt. Die Leidenschaft für das opulente Essen stilisiert Teniers als Kritik an der Völlerei – noch unterstrichen durch die Zeichnung einer Eule, welche rechts an der Wand hängt, ein Tier, das im holländischen 17. Jahrhundert keineswegs Weisheit symbolisierte, sondern als Inbegriff der Dummheit galt.