Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 16:00 Uhr

0323

Anton Lehmden*

(Nitra, Slowakei 1929 - 2018 Wien)

„o.T.“
1979-81
Öl auf Leinwand; gerahmt
49 x 149 cm
Signiert und datiert unten: Anton Lehmden 1979-81 gemalt

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Gruppe der „Vogelflüge“ nimmt einen wichtigen Stellenwert im Werk Anton Lehmdens ein. Er liebt und bewundert diese Tiere, folgt malerisch ihrem Flug und nimmt im Blick auf die Welt ihre Perspektive ein.

Auch in diesem Bild ziehen Vögel über eine weite Landschaft. Sanfte Hügelketten erstrecken sich bis zum Horizont. Sanft abgestufte Grüntöne täuschen über die eigentliche Kahlheit dieser Steppe hinweg, von der sich nur wenige karge Büsche und blattlose Baumgerippe abheben. Diese Art Weltenlandschaft ist typisch für das Werk Anton Lehmdens und kommt immer wieder in seinen Bildern vor. Der Himmel, der hinter den Vögeln den Großteil des Hintergrunds ausmacht, leuchtet in dramatischem Gelborange, von zarten blauen Streifen durchzogen. Der Herbst ist über das Land gekommen, die Zugvögel verlassen ihr Sommerquartier und ziehen gen Süden. Ihr Flügelschlag ist in mehrfach überblendeten Bewegungsphasen zu sehen: „Ich male die Vögel im Flug, in mehreren Stadien des Flügelschlags, ich bewundere sie, liebe sie und beneide sie um den Gleitflug,“ erklärt der Künstler. (Hans Holländer, Zeitmasse der Landschaft, in: Lehmden. Ausstellungskatalog, Galerie Würthle, Wien 1983, o. S.)

Das Motiv der Veränderlichkeit und der Bewegung im Raum ist allgegenwärtig, nicht nur bei den fliegenden Tieren, sondern auch in der Landschaft mit den herbstlich kahlen Bäumen und im äußerst dynamischen Himmel. Links sieht man eine Vogelgruppe, die nur skizzenhaft, durchscheinend angelegt ist und in die entgegengesetzte Richtung zu fliegen scheint. Sind sie die Vorboten der Rückkehr im kommenden Jahr oder die schemenhafte Erinnerung an die diesjährige Ankunft im Frühling? In einer traumartig anmutenden Sequenz malt Anton Lehmden den „Schwebezustand zwischen Vergangenheit und Zukunft“ (Die Phantasten, Ausstellungskatalog, Künstlerhaus Wien, Wien 1990, S. 289). Dabei ist sein Farbauftrag zart lasierend, auch in „Ölfarben wie ‚aquarellierend‘,… immer auch zeichnerisch… Das Pastose liebt er nicht.“ (Die Phantasten, S. 289) Diese für ihn charakteristische Maltechnik bewirkt auch, dass seine „Gegenstände nie ganz kompakt und immer ein wenig unwirklich“ (Die Phantasten, S. 289) scheinen.

(Sophie Cieslar)