Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

29. November 2023, 14:00 Uhr

2065

Prunkvolles Renaissance-Kabinettkästchen mit Malerei auf Wismut

Schweiz/Süddeutsch, um 1560
Buchenholz, Farbmalerei auf Kreidegrund und Leim-Wismutpulverschicht; innen im Deckel und der aufklappbaren Vorderseite mit Eheleuten, diverse Laden, Fächer, Geheimladen und ein geheimes Miniaturkabinett; originales Schloss, Schlüssel liegt bei
41 x 24,2 x 29 cm

Provenienz

ehemals Privatsammlung, Bayern
Kunstkammer Ludwig, Sammlung zu Gutenberg, München

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 15.000
Auktion ist beendet.

Die Konstruktion des Kabinett-Kästchens ist meisterlich ausgeführt und das „Innenleben“ wirkt wie ein kleiner, verspielter Kosmos. Außen, allseits reich mit Blumen und stilisiertem Blumenschmuck verziert; der Wismutgrund ist außen stark patiniert, lässt die frühere illuminierte Blütenpracht des Kästchens nur erahnen. Mit Öffnen der Front- und Deckelklappe zeigt sich eine Unterteilung in sieben Schubladen (davon eine Blenderlade), die ein mittig platziertes kleines Türchen umgeben, welches wiederum mit zentraler kleiner Mitteltüre und der Abbildung des Christuskindes, flankiert von zwei Putti, versehen ist. Das Geheimfach mit dem Miniatur-Kabinettkästchen (siehe Abb. links unten) befindet sich dahinter. Das Kästchen selbst gliedert sich wiederum in ein mittig platziertes Türchen, umgeben von zehn Miniatur-Schubladen. Sämtliche Miniaturteile sind partiell wismutgrundiert und mit speziellem Schraffurdekor polychrom bemalt.
Die Deckelklappe und die Innenseite der Frontklappe zeigen die vergangene und noch immer erhaltene Farbenpracht dieser Technik aus der Zeit der Renaissance. Ein Mann und eine Frau von Stand im Gewand des frühen 16. Jahrhunderts. Versehen mit allen Liebesattributen und sozialrelevanter Darstellung der damaligen Zeit. Anhand der Kleidung lässt sich das Kästchen in die Zeit um 1560 datieren.
Da die polychrome Farbgebung des Korpus der Hintergrundmalerei des Hausaltars der Äbtissin Barbara Vehus (Tochter des Badischen Kanzlers Hieronymus Vehus) eine verblüffende Ähnlichkeit aufweist, kann eventuell vom Entstehungsort Wildbad (Baden-Württemberg) ausgegangen werden. Die Entstehungszeit des Kästchens könnte dadurch ebenso mit 1520 angenommen werden. Dass sich das Objekt seinerzeit in klösterlichem Besitz befand (evtl. Reichsabtei Salem), und im Zuge der Auflösung in andere Hände gelangte, kann nicht ausgeschlossen werden.