Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

28. November 2023, 17:00 Uhr

1135

Johann Moritz Rugendas

(Augsburg 1802 - 1858 Weilheim/Teck)

„Konvolut 2 Stück: Pinhero - Araucaria brasiliano (Brasilkiefer)“
1825
Tusche, Bleistift auf Papier; ungerahmt
36,6 x 27,7 cm; 36,5 x 24 cm
Ein Blatt monogrammiert rechts unten: MR.
Bezeichnet und datiert am unteren Rand: Pinhero. Araucaria brasiliano Serra Sao Joao d'El Rey. - 1825. -
Ein Blatt mit Widmung links unten: Zwei Handzeichnungen / von M. Rugendas / Herrn Wilhelm Schirmer / zu(m) freundlichen / Andenken von / Alexander Humboldt / Febr. 1837

Provenienz

laut Widmung bis 1837 Eigentum von Alexander von Humboldt (1769-1859), Berlin;
ab Februar 1837 Wilhelm Schirmer, wohl August Wilhelm Schirmer (1807-1863), Berlin;
seit ca. 100 Jahren österreichischer Privatbesitz

Wir danken Dr. Pablo Diener für die wissenschaftliche Unterstützung (anhand professioneller Fotos). Die beiden Blätter werden in die in Vorbereitung befindliche neue Ausgabe des Werkkataloges aufgenommen.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

„Meine Einbildungskraft, mein Verehrtester, ist noch ganz erfüllt mit den üppigen Formen der Tropenwelt, welche Ihre geistreichen Zeichnungen so herrlich und wahr darstellen.“ So schrieb Alexander von Humboldt im Jahr 1825 an Johann Moritz Rugendas, kurz nach ihrem ersten Zusammentreffen in Paris. (Brief vom 22. Oktober 1825, Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung, Autogr. I/530/1)

Der in Augsburg geborene Künstler war gerade von seiner ersten Reise nach Brasilien (1822-1825) zurückgekehrt, wo er an der Expedition des deutsch-russischen Naturforschers Georg Heinrich von Langsdorff teilgenommen hatte, als er Humboldt kennenlernte. Dieser zeigte sich so tief beeindruckt von den Zeichnungen tropischer Natur, die Rugendas in Rio de Janeiro und der Provinz Minas Gerais angefertigt hatte, dass er ihn umgehend mit Illustrationen für sein Werk „Geographie der Pflanzen“ beauftragte. Vier bei Rugendas angeforderten Zeichnungen befinden sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin (Autogr. I/1292, Bl. 2, 3, 4 und 5). Aus einem Brief vom 12. Dezember 1825 von Rugendas an Alexander von Humboldt geht hervor, dass er ihm zumindest zwei weitere Tafeln, eine die „araucaria“ darstellend, zukommen lassen wollte – möglicherweise handelt es sich bei den vorliegenden Blättern um ebendiese.

Aus dem Wunsch heraus, seinen Lesern die Physiognomie tropischer Landschaften optisch nahezubringen, etablierte Humboldt in den folgenden Jahren einen Künstlerkreis um sich, der neben Rugendas auch die Maler Ferdinand Bellermann, Albert Berg und Eduard Hildebrandt als „Landschaftsmaler der Tropenwelt“ ihr bedeutendes Tätigkeitsfeld in der Fremde Südamerikas finden ließ. In den vor Ort entstandenen Reiseskizzen und Naturstudien erlebten die Darstellungen des amerikanischen Subkontinents eine europaweit beachtete Blüte.

Rugendas selbst unternahm von 1831 bis 1847 weitere ausgedehnte Reisen, die ihn unter anderem nach Mexiko, Peru und Chile führten. Seine detailreichen und naturnahen Zeichnungen der Flora und Fauna sollten nicht nur für die Erforschung der Botanik dokumentarisch bedeutsam sein, zugleich verkörpern sie den Entdeckungsdrang des 19. Jahrhunderts: die stete Suche nach neuen optischen und ästhetischen Eindrücken. (IH)