Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

28. November 2023, 17:00 Uhr

1119

Friedrich Gauermann

(Miesenbach 1807 - 1862 Wien)

„Hirtin mit zwei Ziegen“
Bleistift, aquarelliert auf Papier; gerahmt
13 x 20,5 cm

Provenienz

seit den späten 1920er Jahren Privatsammlung, Wien

Schätzpreis: € 2.000 - 4.000
Ergebnis: € 2.560 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Vorliegende Arbeiten von Friedrich Gauermann – 8 Zeichnungen und 2 Ölskizzen – stammen aus einer Wiener Privatsammlung, die in den 1920er Jahren angelegt wurde. Aus handschriftlichen Aufzeichnungen des passionierten Sammlers geht hervor, dass er Blätter des bekannten Tier- und Landschaftsmalers sowohl in verschiedenen Wiener Auktionshäusern, bei Kunsthändlern sowie bei Privatpersonen erstanden hatte.

Diese Werke geben einen hervorragenden Einblick in die Arbeitsweise Gauermanns, der seine Ölgemälde äußerst sorgfältig vorbereitete. Als Studien- und Vorlagenmaterial waren sie ein unverzichtbarer Teil seiner Arbeit und können grob in zwei Gruppen geteilt werden. Zum einen handelt es sich um Zeichnungen. Diese dienten als Kompositionshilfen, waren aber zeitgleich auch Vorlagen für seine Auftraggeber und Käufer, die danach Ölgemälde in gewünschten Größen bestellen konnten. In seinem Einnahmebuch führte Gauermann zum Beispiel Entwürfe an, die mit Namen des jeweiligen Auftraggebers sowie dem Bildformat versehen waren. Für ein Gemälde schuf der Künstler oftmals einen Kompositionsentwurf in Öl, wie auch mehrere lavierte Zeichnungen in Feder oder Bleistift. Daneben gibt es auch noch die Gruppe seiner in Öl ausgeführten Naturstudien, die direkt vor dem Objekt oder vor Ort entstanden sind, und Gauermanns unermüdliche Auseinandersetzung mit der Natur widerspiegeln.

Zwar dienten seine Skizzen und Studien als Arbeitsmaterial, sind aber von höchstem künstlerischem Wert und können auch als eigenständige Werke betrachtet werden. Die Unmittelbarkeit des rasch hingeworfenen, offenen Pinsel- oder Federstrichs zeigen Gauermanns großartiges Können im Aufbau einer Szene, und sein geniales Erfassen dieser mit ihren atmosphärischen Phänomenen und Wetterstimmungen. Lebendig und voller Temperament gestaltet, weisen diese Blätter bereits weit über das Biedermeier hinaus und waren wegweisend für die nächste Generation von Tier- und Landschaftsmalern.

Sowohl Entwürfe wie auch Ölskizzen waren für Gauermann wichtige Hilfsmittel, die sich bis zum Tod des Künstlers in dessen Besitz befanden. Zeugnis davon gibt sein Nachlass, bestand dieser doch u.a. aus über 1.000 in Öl ausgeführten Naturstudien sowie aus über 500 Zeichenblättern. In der Nachlass-Auktion im Jahr 1863 wurde davon ein großer Teil von der Akademie der bildenden Künste erworben. Wie hoch die Wertschätzung war, welche Gauermann von seinen Zeitgenossen entgegengebracht wurde, zeigt auch die Argumentation der Ankaufskommission gegenüber dem Ministerium, begründete doch diese, dass die Arbeiten Gauermanns für die Akademie in Gegenwart und Zukunft einen unschätzbaren Wert darstellen. (MS)