Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

28. November 2023, 17:00 Uhr

1179

Hans Temple

(Littau/Mähren 1857 - 1931 Wien)

„Alt Wiener Hochzeit“
um 1899
Öl auf Leinwand; gerahmt
106 x 136,5 cm
Signiert rechts oben: Temple
Rückseitig Etikett Grosse Berliner Kunst-Ausstellung 1899, Nr. 2646;
rückseitig Etikett Künstlerhaus Wien: 1904/98 (von Herrn Nikolaus Domes, Künstlerhaus Archiv Wien, bestätigt)

Provenienz

Privatsammlung, Wien

Ausstellung

1899 Berlin, Große Berliner Kunst-Ausstellung

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 15.000
Auktion ist beendet.

Hans Temple wurde 1857 im mährischen Littau (Litovel), in der Nähe von Olmütz, geboren. 1874 übersiedelte er mit seiner Familie nach Wien. Hier studierte er an der Akademie der bildenden Künste bei Hans Canon und Heinrich von Angeli, den damals anerkanntesten Porträtisten der Donaumonarchie. Bereits als junger Künstler erhielt er wichtige Auszeichnungen und Preise. So ermöglichte ihm der 1885 verliehene Munkácsy-Preis einen zweijährigen Studienaufenthalt bei Mihály von Munkácsy in Paris. Zurück in Wien folgten prestigeträchtige Aufträge vom Habsburger Hof, und Temple wurde bald zu einem der gefragtesten Porträtisten der Wiener Gesellschaft. Bekanntheit erlangte er darüber hinaus auch durch Bildnisse namhafter zeitgenössischer Künstlerkollegen, die er bei der Arbeit in ihren Ateliers zeigt. In den 1890er Jahren feierte Temple mit seiner Kunst große nationale wie auch internationale Erfolge. Ausstellungen in den wichtigsten Kunstmetropolen wie München, Berlin, Dresden, Brüssel, Moskau und St. Petersburg folgten. Ein Höhepunkt seiner Ausstellungsbeteiligungen war wohl die Teilnahme sowie Organisation der Sektion Kunst der österreichischen Abteilung bei der 1893 stattfindenden Weltausstellung in Chicago.

In diese für Temple äußerst erfolgreiche Zeit, fällt auch die Entstehung unseres Gemäldes, welches 1899 in Berlin und wohl auch 1904 in Wien ausgestellt war.
Eine vornehme Hochzeitsgesellschaft hat sich um Tische in einem romantischen Innenhof versammelt. Es handelt es sich um den Garten des ehemaligen Gasthauses "Zur Goldenen Krone", das 1873 von der Familie Schöner übernommen wurde, und die dort das "Restaurant Schöner" (heute Siebensternbräu) in der Siebensterngasse im 7. Wiener Gemeindebezirk, betrieben hat.
Der Brautvater hält gerade eine Rede, und die anwesenden Gäste lauschen dieser mehr oder weniger aufmerksam. Das Fest neigt sich wohl schon dem Ende zu, und in einem Fenster ist bereits der Schein einer Lampe zu erkennen. Farblich herrscht ein gedämpfter Grundton vor, mit dem der Künstler das Licht des frühen Abends geschmackvoll festzuhalten verstand. Darüber hinaus schildert Temple einen Moment, dem auch leise Ironie innewohnt, zeigt er doch die unterschiedlichen Beziehungen der einzelnen Personen zueinander, die offensichtlich nicht immer friktionsfrei sind. (MS)