Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2023, 16:00 Uhr

1028

Nicolo Bambini

(Venedig 1651 - 1736 Venedig)

„Christus und die Ehebrecherin“
um 1710/20
Öl auf Leinwand; ungerahmt
195,5 x 148 cm

Provenienz

(nach Auskunft des Einbringers):
vor über 50 Jahren von der Familie des jetzigen Eigentümers als Gemälde Luca Giordanos (1634-1705) erworben.

Expertise Prof. Ugo Ruggeri, Venedig, Dezember 2008, liegt bei (anhand eines Fotos).

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Auktion ist beendet.

Der 1651 in Venedig geborene Nicolò Bambini arbeitete nach seiner Ausbildungszeit bei Sebastiano Mazzoni (1611-1678) in der Werkstatt Carlo Marattas (1625-1713) in Rom. Nach seiner Rückkehr geriet Bambini besonders unter den Einfluss der Malerei Pietro Liberis (1605-1687). Er schuf zahlreiche Werke in venezianischen Kirchen und Palazzi. Als einer der Höhepunkte seines Schaffens gilt die in den 1720er Jahren erfolgte malerische Ausstattung des Palazzo Sandi-Porto gemeinsam mit dem jungen Giambattista Tiepolo (1696-1770).

Prof. Ugo Ruggeri ordnet vorliegendes Gemälde als charakteristisches Werk der Reifezeit des Künstlers in Venedig ein. Es ist besonders vergleichbar mit der „Madonna und Heilige“ (Chiesa di San Stae), der „Unbefleckte Empfängnis“ (Chiesa di San Pantalon) oder den Allegorien „Die Tugend vertreibt das Laster“ und „Die Zeit verdeckt die Wahrheit“ im Palazzo Patriarcale. Diese Werke, zu welchen das hier vorliegende Werk stilistisch zugehörig ist, wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts geschaffen, als sich in der Formenwelt Nicolò Bambinis, ausgehend von den an Pietro Liberi und Federico Cervelli anknüpfenden Erfahrungen, das typische Gefühl des 18. Jahrhunderts einstellte. Dies wurde unterstützt durch den Einfluss der neuen Sprache Sebastiano Riccis (1659-1734), der 1696 nach Venedig zurückkam. Des Weiteren wirkten die direkten Eindrücke der römischen Kultur der Figurendarstellung nach, die er während seines Aufenthaltes in der Werkstatt Carlo Marattas aufgesogen hatte.
Das Gemälde stellt somit ein exzellentes Beispiel dieser stilistischen Entwicklung dar und dokumentiert zugleich in Aufbau und Farbigkeit den Höhepunkt im Schaffen Nicolò Bambinis (vgl. Prof. Ruggeri, Venedig, Dezember 2008)