Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2023, 16:00 Uhr

1016

Jan Brueghel der Jüngere

(Antwerpen 1601 - 1678 Antwerpen)

und

Abraham Willemsen

(Antwerpen um 1610 - 1672 Antwerpen)

„Grottenlandschaft mit dem Hl. Hieronymus“
um 1640
Öl auf Kupfer; gerahmt
75,4 x 61 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 30. Oktober 2015, liegt bei.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Die traditionellen Attribute, wie der Totenschädel als Vanitas-Symbol oder die Bücher und Schreibutensilien identifizieren den Dargestellten als den Eremiten Hieronymus. Der zahme, dem Heiligen als Attribut zugewiesene Löwe blickt dem Betrachter bedrohlich aus dem Dunkel der Wildnis entgegen. Aus einem Wolkenband erscheint eine Posaune als unheilvoller Vorbote des Jüngsten Gerichts. Das dramatische Hell-Dunkel-Spiel unterstreicht die unheilvolle Vision des Asketen zusätzlich.
Obwohl eine Szenerie im Freien gewählt wurde, erscheinen die rahmenden oder bogenförmigen Astwerke sowie Felsformationen wie eine kleine Freiluftkapelle. Auch die Ausbuchtungen der Grotte lassen an einen kleinen Altar oder eine Schreibstube denken, wo die wichtigsten Utensilien des als einer der Kirchenväter geltenden Hieronymus präsentiert sind. Dem aufmerksamen Betrachter entgehen auch die liebevollen Details in der Landschaft nicht: rechts verzehren zwei Meerschweinchen genüsslich Erbsenschoten, Eidechsen beobachten neugierig das Geschehen und im Hintergrund grasen Hasen und Rotwild.
Die Landschaft sowie die Blumen und Tiere stammen von Jan Brueghel dem Jüngeren, während die Figur von Abraham Willemsen geschaffen wurde. Die Zusammenarbeit mit einem Malerkollegen ist im Oeuvre der Brueghel-Familie üblich und in zahlreichen Gemälden dokumentiert; beispielsweise: „Paradieslandschaft mit Sündenfall“ (Öl auf Kupfer, 53 x 69 cm; Privatsammlung) von Jan Brueghel d. J. und Abraham Willemsen, „Hl. Maria Magdalena“ (Öl auf Holz, 46,7 x 66,4 cm; Königliches Museum der Schönen Künste, Brüssel, Inv. Nr. 7693) als Werk von Brueghel d. J. und Hendrik van Balen, sowie die Gemeinschaftsarbeit „Wasserfall in einer Felsenhöhle“ (Öl auf Leinwand, 71,1 x 77,8 cm; Whitworth Art Gallery, Inv. Nr. 09 1963) von Brueghel d. J. und Josse de Momper d. J.
Aufgrund der malerischen, beinah flächigen Pinselführung Jan Brueghels d. J. ist das vorliegende Gemälde in die Zeit um 1640 einzuordnen: „Erst ab Mitte der 1630er Jahre findet er zu einem eigenen Malstil, der sich von dem des Vaters vor allem durch die in ihrer Buntheit etwas zurückgenommene Farbigkeit unterscheidet sowie in dem malerischen und temperamentvollen Pinselstrich, der so beim Vater nicht zu finden ist. All diese malerischen Unterschiede sind in dem … Gemälde zu finden, was auf eine späte Arbeit der beiden Maler schließen lässt“ (vgl. Gutachten Dr. Klaus Ertz).