Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2023, 16:00 Uhr

1066

Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt)

(Grafenwörth 1718 - 1801 Stein)

„Das letzte Abendmahl“
1768
Öl auf Leinwand; gerahmt
94 x 150 cm
Signiert, datiert und bezeichnet rechts unten: Mart: J: Schmit. gem: i768. in Stein.

Provenienz

seit den 1920er Jahren Privatsammlung, Wien

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Für die vorliegende Darstellung des Abendmahls wurde jener Moment gewählt, in dem sich der Verräter Jesu offenbart (Joh. 13,21-28). Christus hat sich von Judas abgewandt und blickt zu seinem Lieblingsjünger Johannes, welcher sich besorgt an ihn schmiegt. Nach der unheilvollen Prophezeiung Jesu verstehen seine Apostel nicht, wer solch einen Verrat begehen sollte. Just in diesem Moment beugt sich Judas zu dem Bissen Brot hin und wird sich, das Haupt aus Scham gesenkt, seiner treulosen Aufgabe bewusst. Das schräg von oben links einfallende Licht dramatisiert das Geschehen zusätzlich. Die übrigen Anhänger sind in Dämmerlicht getaucht, beherrscht von Nachdenklichkeit und Betroffenheit. Ein unabwendbares Ereignis schwebt im Raum.
Durch die bewegt hingesetzte Pinselführung sowie der gesteigerten Mimik und Gestik verleiht Martin Johann Schmidt der biblischen Erzählung eine fesselnde Dynamik. Zugleich verweist er in seinem Gemälde auf den Werdegang Jesu und des Christentums. Im Hintergrund ist die aufgeschlagene Heilige Schrift hell erleuchtet, während der stehende Jünger, wohl Simon Petrus, Wein in einen Kelch füllt und somit auf die Messhandlung hindeutet. Unterhalb dieses Apostels setzte Schmidt seine markante Signatur und datierte das Werk mit 1768. Nur wenige Jahre später, um 1775, fertigte der Maler im Rahmen eines Gemäldezyklus eine weitere Darstellung des Abendmahls (Abb. 1) für das Stift Spital am Phyrn an, welches sich nun im Besitz des Benediktinerstifts St. Paul im Lavanttal befindet. In dieser großformatigen Variante sind die Plätze der vorderen Apostel vertauscht und Jesu blickt in die entgegensetzte Richtung. Die erzählerischen Nebenhandlungen, wie die sich argwöhnisch gegenüberstehenden Hund und Katz, sowie eine Vielzahl verteilter Stilllebenelemente finden sich auch hier und sollten es dem Betrachter erleichtern, „sich aus der Gegenwart in die biblische Vergangenheit hineinzuversetzen“ (vgl. Georg Lechner, in: S. Rollig (Hg.), Der Kremser Schmidt – Zum 300. Geburtstag, Ausstellungskatalog, Wien 2018, S. 18).