Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2023, 16:00 Uhr

1006

„Heilige Familie“
1. Hälfte 16. Jahrhundert
Öl auf Holz; parkettiert; gerahmt
87 x 64 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 14.080 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Diese von gängigen Darstellungen der Heiligen Familie herausragende Tafel legt besonderen Fokus auf die Figur des arbeitenden Josephs im Vordergrund. Er trägt ein langärmliges Gewand, das in der Hüfte mit einem Gürtel versehen ist und an dem seitlich eine kleine Tasche hängt. Beide Hände umfassen eine Axt, mit der er eine Tränke aus Holz bearbeitet.
Der Zimmermann ist in ähnlicher Präsenz auch in Dürers um 1503/1504 datierten Stich „Aufenthalt in Ägypten“ aus der Folge des Marienlebens positioniert (Abb. 1). Der Künstler der vorliegenden Tafel mag den Stich gekannt haben, reduziert und variiert die Komposition jedoch aufs Wesentliche. Während die in die Tiefe führende Architektur an der linken Seite Dürers Bildfindung nahesteht, wird die nähende Maria mit der Wiege in den Hintergrund gerückt. Erweitert wird die Darstellung durch das Kinderhemdchen, welches über einem Holzkreuz aufgespannt ist und so als Sinnbild einen Hinweis auf den weiteren Verlauf des Leidens und Triumphes Christi gibt.
Die Komposition typisiert den Heiligen Joseph als fürsorglichen Familienvater – den hart arbeitenden Handwerker als Modell für alltägliche Väterlichkeit und eifrigen Arbeitsethos zugleich. Dieses Interesse an Josephs eigener Rolle innerhalb der Heiligen Familie begann mit dem Spätmittelalter und nahm auch in der Reformationszeit weiter zu; Joseph wurde zum Vorbild an der Seite Marias.