Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2023, 16:00 Uhr

1039

Martin van Meytens

(Stockholm 1695 - 1770 Wien)

„Johann Adam Graf von Questenberg (1678-1752)“
1730er Jahre
Öl auf Leinwand; gerahmt
120 x 92 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz;
Galerie Sanct Lucas, Wien, Winter 1988/89, Nr. 24;
Privatsammlung, Wien

Literatur

Katalog der Galerie Sanct Lucas, Wien, Winter 1988/89, Nr. 24;
Georg Lechner, Some Considerations on the Paintings by Martin van Meytens the Younger in the Collection of the Brukenthal National Museum (S. 297-311), in: Brukenthal, Acta Musei, XII.2, Sibiu/ Hermannstadt 2017, S. 299, Abb 21 ("the artistic quality of the two pictures can be described as equal");
Agnes Husslein-Arco, Martin van Meytens der Jüngere, Ausstellungskatalog, Belvedere, Wien 2014, S. 84 (vorliegendes Gemälde als zweite Version erwähnt);

Wir danken Dr. Georg Lechner, Wien, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Schätzpreis: € 8.000 - 15.000
Ergebnis: € 10.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Meytens stellt in dem ausgesprochen repräsentativen Standesporträt Johann Adam Graf von Questenberg (1678-1752) in Dreiviertelfigur sitzend dar. Der Blick ist abgewandt, die Rechte ruht auf seinem Knie - doch das, was das Interesse des Betrachters weckt, befindet sich auf dem vergoldeten Tischchen zu seiner Linken: mittels einer nonchalanten Geste verweist der Graf wie beiläufig auf den Grundrissplan des Palais Questenberg/Kaunitz und bringt seine Tätigkeit als Bauherr zum Ausdruck. Darauf zu identifizieren ist das Erdgeschoss des Palais, heute Teil des Bundesministeriums für Finanzen in Wien. Sein Zeigefinger weist auf den detailgetreuen Gebäudeabschnitt mit der dreischiffigen Haupteinfahrtshalle über die Johannesgasse und die hochbarocke Prunkstiege, welche in dieser Art auch im Dehio-Handbuch abgebildet ist (Abb. 1).
In insgesamt drei Bauabschnitten erfolgten Adaptierungen und Umbauten der ehemaligen Bürgerhäuser aus dem 16. Jahrhundert, die bereits 1628 in den Besitz der Familie Gerhard Freiherrs von Questenberg übergingen. Unter dessen Enkel Johann Adam wurden die Vorgängerbauten 1701-03 zu einem prunkvollen Palais umgestaltet und die einheitliche Gliederung der Fassade wohl von Jakob Prandtauer ausgeführt. 1718-24 erfolgte eine zusätzliche Erweiterung. Bereits unter Kaiser Leopold I. wurde Johann Adam zum Grafen Questenberg ernannt. Als Hofrat Josephs I. und Geheimrat von Karl VI. und Maria Theresias trat er in die Dienste des Kaiserhofs. In zweiter Ehe heiratete Johann Adam Gräfin Maria Antonia von Kaunitz. Das Palais sollte bis 1815 im Besitz der Fürsten Kaunitz verbleiben.
Eine beinah identische Darstellung des Grafen von Meytens, welche sich im Muzeul National Brukenthal, Sibiu (Inv.-Nr. 1740; 125 x 93 cm) befindet, kann in der malerischen Qualität mit vorliegendem Porträt als gleichwertig bezeichnet werden. Martin van Meytens künstlerische Fertigkeit in der Darstellung des Stofflichen fasziniert. Die schwarznuancierte Samtkleidung mit dem feinen Spitzenwerk seines Hemdes gibt den Porträtierten gleichzeitig als Hofmann zu erkennen. Eine goldene, mit floralem Muster bestickte Schärpe nobilitiert den Dargestellten zusätzlich. In dem ausgefeilten Arrangement zeigt sich Meytens Meisterschaft und schafft so ein repräsentatives Porträt von kunsthistorischer, geschichtlicher und architektonischer Bedeutung.